Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

[Norelltixnische 
Paläste. 
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lazzo vecchio erbaut, weil man bei der zunehmenden Gewalt- 
samkeit des Volkes ihre Privatwohnungen nicht für sicher hielte). 
Beide sind in ihrem Aeussern von einfacher Erscheinung; hohe 
glatte Mauern mit wenigen Reihen mässig grosser, meist zwei- 
theiliger, theils rund- theils spitzbogiger Fenster, dann auf mäch- 
tigen Kragsteineit vorspringend ein Wehrgang mit Zinnen, und 
endlich an der Seite, ohne symmetrische Beziehung zum Körper 
des Gebäudes, ein schlanker, oberhalb in ähnlicher Weise be- 
krönter Thurm; alles dies festungsartig und ohne Zierde). Es 
sind mehr Erzeugnisse des Bedürfnisses, in welchen der Zeit- 
geist sich krystallisirt hat, als Werke einer künstlerischen Indi- 
vidualität; aber die gewaltige Masse des Palazzo vecchio in dem 
tiefen Farbentone ihres Steines mit der kräftigen Ausladung ihres 
Zinnenkratizes und dem kühnen Aufsehiessen des hohen schlan- 
ken Thurms, und dann wieder der Hof des Bargellopalastes mit 
seinen hohen tinstern Mauern und mit der riesigen breiten Frei- 
treppe, welche für die Last eisenbescltwerter Schaaren berechnet 
scheint, prägen sich tief der Erinnerung ein und geben ein leben- 
diges Bild der ernsten und wilden Zeit, aus der sie stammen, und 
der Kraftfülle, die darin gährte. Auch die festen Häuser des Adels 
aus dieser Epoche, von denen noch einige mehr oder weniger er- 
kennbar sind, haben denselben strengen, wehrhaften Charakter. 
sie sind thurmartig, schwach beleuchtet, von grossen, in der Regel 
glatten Steinen gebaut, nur im engen Hofe mit Verbindungsgängen 
auf Consolen, oder vielleicht mit einfachen Pfeilern im untern Stock- 
werke versehnwidß). Jene bekannte Form florentinischer Paläste 
i") Gio. Villani Lib. V. c. 32, VI. 40, VIII. 26.  Vasari schreibt den 
Palazzo vecchio dem Arnolfo zu, was nicht unwahrscheinlich, den Palazzo 
del Bargello aber (I. p. 249) dem fabelhaften Lapo. Die Herstellung der 
Zimmer an dem letzten Palaste und die Ueberwölbung des Saales, welche 
nach Villani XII. 45 im J. 1345 erfolgte, legt er mit sämmtlichen von diesem 
Geschichtsschreiber erwähnten gleichzeitigen öffentlichen Arbeiten dem Agnolo 
Gaddi bei, vielleicht nur aus dem Grunde, weil sich darunter auch die Her- 
stellung der Mosaiken in S. Giovanni befindet, für die er einen Maler brauchte. 
"Q Die Anordnung der Vorhalle und der Höfe im Palazzo vecchio ge- 
hört bekanntlich einem spätem Zeitalter an. 
i") Der besterhaltene dieser Paläste ist der P. Davanzati in der Via di 
Dom rossa. Vgl. Burckhardt, Cicerone S. 157, der sich um die Glassificirung 
dieser Paläste sehr verdient gemacht hat.
	        
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