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Italienische
Gothik.
auslaufen, Zwerggallerieu begleiten treppenförmig den Giebel,
während auf der Wandfläche zahlreiche bald spitz-, bald rund-
bogige Fenster zwischen Rosetten gruppirt sind und das herrliche
Rosenfenster von zierlichen Cassetten umrahmt ist. Alles in
schwarzem und weissem Marmor mit malerischer Wirkung, aber
weit entfernt von stylistischer Consequenz.
Der Neubau des Doms zu Como wurde im Jahre 1396 be-
gonnen und zwar durch einen am Mailänder Dombau beschäftig-
ten Meister, Lorenzo Spazi, welcher zu diesem Zwecke von den
Vorstehern Urlaub erhielt Allein dennoch gleichen die T heile,
welche aus seiner Bauzeit herrühren, keineswegs diesem Dome,
sondern vielmehr der Certosa von Pavia. Zwar fehlen hier die
Kapellen, aber die drei Scbilfe haben fast dieselben Xierhältnisse
wie dort und die Pfeiler ähnliche Bildung, und besonders erinnert
die Anordnung des Oberschilfes auffallend an die in den dortigen
Seitenschiffexi befindliche, indem unter dem kreisförmigen Ober-
lichte auf einem das Bogenfeld begränzenden Gesimse ein zwei-
theiliges rundbogiges Maasssverkfenster angebracht ist. Diesem
von Lorenzo ausgeführten Bau des Langhanses wurde 1457 eine
Verlängerung nach Westen gegeben, dann inschriftlich 1498
die Faoade begonnen, endlich 1513 der Grundstein zum Chor und
Krenzschilfe gelegt, das Werk eines gewissen Thomas de Ro-
dariis Hi). Schon an der Facade verschwindet völlig der letzte
Rest ernster Gothik. Die rundbogigen Portale sind zwar noch
mit wechselnden Ecken und gewundenen Säulen vertieft, aber die
Pilaster, welche die Stelle der Strebepfeiler vertreten, sind in
kleine Bildfelder mit allegorischen und historischen Figuren anf-
gelöst, auf der Spitze des Giebels steht statt der Fiale ein kleiner
Rundtempel, und die spitzbogigen Fenster sind von flachen Reliefs
mit Figürchen eingerahmt. Noch übler ist die Entartung an den
durch fünf Seiten des Zehnecks gebildeten Conchen des Chors
e) Ricci 11. 405.
Renovari ceptum est MCCCLXXXXVI, hujus vero posterioris partis
jacta sunt fundamenta MDXIII. 22. Dec. frontis et laternae jam opere perfecto.
Thomas de Rodariis faciebat. So die Inschrift am Ohorhaupte. Es scheint
hiernach, dass dieser Thomas auch der Erbauer der Faqade war, wie er sich
denn an einem Denkmale im Innern sogar mit der Jahreszahl 1492 nennt.