Dom
ZU
Monza.
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S0 schon die drei an die hohe Kuppel der Vierung anstossenden
östlichen Arme des Kreuzes, die alle einsehifiig, aber von mehr
als gewöhnlicher Länge und hinten an ihrem letzten Gewölb-
felde mit halbkreisförmigen Apsiden ausgestattet sind, welche
nicht etwa kleeblattförmig aneinanderstossen, sondern einzeln als
kleine Nischen an jeder der drei äussern Seiten des Vierecks her-
vortretemk). Diese künstliche Anordnung erscheint zwar in un-
mittelbarer Nähe sehr gefällig, bleibt aber eben wegen der allzu-
grosseuWeite des Kreuzes ohne Einfluss auf die Gesammtwirklmg.
Von den Klosterhöfen, welche mit ihrem fast unerschöpflichen
Reichthume der edelsten Sculpturen in 'l'erracotta vielleicht alles
übertreffen, was je in diesem unscheinbaren Stoffe geleistet ist,
habe ich hier nicht zu sprechen, da sie ganz der Frührenaissance
angehören. Dagegen sind die Aussenmauern des Langhauses,
Welche (mit Ausschluss der Faqade) dem Innenbau desselben bald
gefolgt mid schon im ersten Plane angeordnet sein werden, da-
durch bemerkenswerth, dass sie ungeachtet der Beibehaltung von
Strebepfeilem mit spät und barock ausgeführten Fialen einen fast
überreichen Gebrauch von Zwerggallerien machen, also auch hier die
Wiederaufnahme romanischer Motive bekunden. Das Ganze endlich
giebt vermöge der vorspringenden Apsiden an den Kreuzarmen,
der vielen daran befindlichen 'l'hürmchen, und endlich des schwe-
ren in drei zurückweichenden Absätzen mit Gallerien aufsteigenden
Kuppelthurmes ein ziemlich unruhiges und unharmonisches Bild.
Auch die andern gleichzeitigen Bauten aus der Umgegeml
von Mailand folgen keineswegs dem Systeme des Doms. Die
alte fünfschiffige Kathedrale zu Monza, die Stiftung Theode-
lindens, wurde um diese Zeit von einem Meister Matheus aus
Campiglione am Luganer See um zwei Joch verlängert und mit
einer Facade versehn M), bei der jedoch ältere Theile, namentlich
die auf Löwen ruhende Vorhalle, benutzt sind. Die 'l'heilung der
Schiffe ist durch Strebepfeiler bezeichnet, welche in Thürmchen
a) Vgl. den Grundriss in Lübke Arch. Gesch. S. 518. Beachtenswerthe
Bemerkungen desselben über das Aesthetische des Baues in den Mitth. V. 139.
Seine Grabschrift besagt es: Hiv jacet magnns aedificator devotus ma-
giäter Matheus de Camplione qui nunc hujus S. Eccl. faciem aedificavit,
evangßlicatorium a0 baptisterium. Qui obiit A. D. MCCCLXXXXVI die etc.