L'L.Inll.nllul
2'435
(lerung nordischer Dome, sei es um seine Stadt durch etwas ganz
Neues ausznzeichnen, Fremde dabei zuzog. Auch bestätigen
dies die Urkunden. Im Jahre 1388 war Nicolans Bonaventura
aus Paris Obermeister, im Jahre 1391, als Bedenken gegen die
Solidität der aufsteigenden Mauern entstanden, wurde ein deut-
scher Meister, Heinrich von Gmünden (di Gamodia nennen ihn
die Italiener) zur Prüfung hinberufen, und unter den zahlreichen
Meistern, welche über sein Gutachten beriethen, befanden sich
(freilich unter einer grössern Zahl von Italienern), ausser jenem
Nicolaus Bonaventura, Hans von Fernach aus Freiburg, Johann
Campamias aus der Normandie, Johann Mignot aus Paris, Ulrich
von Freisingen aus Ulm und endlich Jacob Cova, Maler und
Architekt aus Brüssel. Heinrich von Gmünden fand mit seinen
Ansichten zwar nicht überall Zustimmung und kehrte nach sieben
Monaten wieder nach Deutschland heim, aber dass dennoch die
Fremden unter den leitenden Meistern die vorherrschenden blie-
ben, geht schon daraus hervor, dass man auch später immer Wieder
jenseits der Alpen Hülfe suchte. In den Jahren 1481 und 1462
wandte sich der Herzog schriftlich und dringend an den Bath zu
Strasburg, um zum Behuf des Kuppelbaues einen Meister von
dorther zu erhalten, im Jahre 1483 wurde ein gewisser Johann
vonGratz nebst mehreren andern Deutschen von einem ausdrücklich
zu diesem Zwecke nach Deutschland geschickten Abgesandten
engagirt und mit einem Jahrgehalt als Obermeister angestellt.
Der im XV]. Jahrhundert am Dombau beschäftigte italienische
Architekt Cesare Cesariano nennt daher in seiner Uebersetzung
des Vitruv die Erbauer des Domes geradezu Deutsche. Indessen
nahmen auch beständig Italiener daran 'l'heil und namentlich
wurde im Jahre 1490 der berühmte Francesco di Giorgio aus
Siena dahin berufen, um seinen Rath über den Kuppelbau zu
geben, was mit dem besten Erfolge geschah, so dass der Herzog
und die Vorsteher des Baues sich in besondern ehrenvollen
Schreiben bei der Signoria von Siena für die Ueberlassung ihres
berühmten Landsmannes bedankten. Auch setzten nun Italiener,
besonders Johann Antonio Omodeo, den Bau fort, welcher dann
freilich lange liegen blieb und bekanntlich erst in Napoleonischen-
Zeit seine Vollendung erhielt.