Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

S. Maria 
del 
Carmiue 
Zll 
Pavia. 
221 
einfache Lancetfenster angebracht, Welche nebst den kreisförmigen 
Oberlichtern und den etwas grössern Fenstern der Facade und 
des Chors das Innere beleuchten, das mit seinem strengen Orga- 
nismus , den schlichten Formen aller Details, den steilen lancet- 
förmigen Arcaden, den Würfelkapitälen, der leeren Wand, die 
von den Scheidbögen zu den Oberlichtern aufsteigt, endlich mit 
der dunkeln Farbe des Backsteinrohbaues einen durchaus ernsten, 
imponiretiden Eindruck macht Auch die Sockel der Pfeiler sind 
noch romanisch, dabei aber sehr hoch und aus dem Grundgedan- 
ken der attischen Basis so reich und edel entwickelt, wie es in 
Deutschland selbst im Steinbau nicht vorkommt. Diese Detail- 
bildung, dann die Fenstergruppen in den Schlusswänden des 
Chors und der Kreuzarme, immer zwei grosse ungetheilte Spitz- 
bögen mit einem grossen Radfenster dazwischen, endlich die hoch- 
busigen Kreuzgewölbe führen uns nach Italien und in eine spätere 
Zeit zurück, und wenn wir nun hinaus und vor die Faoade treten, 
finden wir sie nicht nur durchaus italienisch, sondern sogar, obgleich 
durchweg in Backstein, sehr reich durchbildet, vielleicht gradezu 
das edelste Beispiel italienischen Backsteinbaues. Sie ist nach 
lombardischer Weise breit angelegt, zwar nicht so, dass das 
Ganze nur eine Giebellinie bildete, was bei der grossen Breite des 
Inneren zu plump geworden wäre, aber doch so, dass der Giebel 
des Mittelschilfes nur wenig oberhalb der anstossenden Halb- 
giebel beginnt. Strebepfeiler, welche in Fialeil über das reichge- 
bildete Dachgesims hinaussteigen, bilden fünf vertieale, und eine 
auf mittlerer Höhe eintretende Abdachung und Verjüngung dieser 
Strebepfeiler zwei horizontale Abtheilungen. Drei Portale, sechs 
spitzbogige Fenster, die äusseren lancetförmig, die andern zwei- 
tlieilig und mit Maasswerk , ein prächtiges, zwölftheiliges, viel- 
leicht etwas zu grosses Radfenster, von höchst mannigfaltigen, 
kräftig schattenden Ornamenten eingerahmt, einige kleine mit 
Bildwerk ausgestattete Nischen und an der Giebellinie hin ein 
Fries von Laubgetvinden und sich durchschneidenden Bögen, 
das sind die Verzierungen, durch Welche die breite Fläche sehr 
genügend und anmuthig belebt ist. Ein sehr glückliches Motiv 
ist dabei, dass die sechs spitzbogigen Fenster, obgleich alle von 
demselben über die Fläche fortgesetzten Gesims umrahmt und zu-
	        
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