Italien
im
XIII.
Jahrhundert.
licher BßStHlltilhßil. Um ihn zu verstehen, muss man weiter zu-
rückgehn, den Unterschied zwischen dem Mutterlande des römi-
schen Reichs und den Provinzen ins Auge fassen, bei denen
römische Sprache und Civilisation nur auf den Stamm einer
andern Nationalität geimpft war. Diesen stand das Reich mit
seiner Civilisation und in seiner grossartigen Erscheinung in ähn-
licher WVeise als ein mächtig imponirendes Ganzes, als ein Ideal
vor Augen, wie den Germanen, sie konnten daher die Pietät der-
selben, die überdies zahlreicher mit ihnen gemischt waren, theilen,
und sich für den Gedanken einer auf christlich germanischen Ideen
gegründeten Erneuerung desselben begeistern. Anders die Ita-
liener, aus deren Schoosse jene alte Civilisation hervorgegangen,
denen sie nie als etwas Neues und Grosses erschienen War, die
das Reich in der Nähe geselm hatten und durch die Jahrhunderte
gründlicher Missregierung gegen den Gedanken der Einheit völ-
lig abgestumpft waren, denen selbst das Christenthum nicht als
eine grossartige, wunderbare, das ganze Leben umgestaltende
Gabe, sondern nur als ein zu ihrer längst bestehenden Civilisation
hinzugetretener Gegenstand persönlicher Devotion erschien. Sie
waren wie die byzantinischen Griechen ein abgelebtes, tiefer Be-
geisterung nicht mehr fähiges Volk, hatten nach ihrer Meinung
alles, dessen sie bedurften und fühlten keinen 'l'rieb der Erneue-
rung, sondern höchstens den der Erhaltung und Herstellung der
alten Institutionen. Die nordischen Nationen betrachteten das
Christenthum nebst den dasselbe begleitenden römischen Tradi-
tionen als ein Ganzes, als die einzige Quelle alles geistigen Lebens,
aus der sie, Wenn auch unter dem unbewussten Einflüsse germa-
nischer Anschauungen, die Ideen schöpften, welche sie bei dem
Ausbau ihrer Staats- und Lebensverhältnisse leiteten; die Italiener
hatten bald die antike Sitte, die ihnen zugleich durch den Zu-
sammenhang mit dem Boden als Natur erschien, bald das Christen-
thum vor Augen. Sie konnten daher nicht nur jene Begeisterung
der nordischen Nationen nicht theilen, sondern auch jene Ideen
und die darauf gegründeten Institutionen nur sehr unvollkommen
begreifen, hatten bei aller VVärme des Gefühls immer die kühle
Aufgabe, heterogene Dinge zu verbinden. Dazu kam dann ein
Zweites. Italien hatte in der christlichen YVelt ein andres Princip