Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

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Italienische 
Gothik. 
stellung verschwunden ist. Jenem Ernenerungsbau von 1307 
wird dann auch wohl die Facade ihre jetzige Gestalt verdanken. 
Sie hat eine für Italien ganz ungewöhnliche Anordnung, indem 
sie im unteren Theile aus drei stark vertieften spitzbogigen Por- 
talen besteht, von denen das mittlere die beiden andern verhält- 
nissmässig überragt und die mit ihrem Säulenschmuck bis an die 
Fronte der Strebepfeiler vorgehn und diese bedecken, im oberen 
aber sich in zwei Thürme (von denen nur der eine eine mässige 
Höhe erreicht hat) und den dazwischen liegenden Giebel des 
lilittelschißes theilt. Es ist also eine ganz französische Anlage, 
der dann aber die Ausführung der obern Theile gar nicht ent- 
spricht, indem sie ausser einer grossen, aber kraftlos gebildeten 
Fensterrose und mehreren theils rund-, theils spitzbogigen zwei-- 
theiligen Fenstern nur mit den gewöhnlichen wechselnden hori- 
zontalen Marmorstreifen decorirt ist. 
An der kleinen Kirche S. M atteo ist die Faeade aus dem 
im Jahre 1278 durch die Familie Doria begonnenen Neubau er- 
halten; wiederum ein Spitzbogeilportal nebst einem Rosenfenster 
und den horizontal wechselnden Marmorstreifeng). Der Kreuz- 
gang, an dem, wie die Inschriften an zwei Kapitälen ergeben, in 
den Jahren 1308 und 1310 gebaut ist, besteht noch ganz, wie 
jene Kreuzgänge der Cosimaten in Rom und wie viele im süd- 
lichen Italien, aus geknppelten Säulchen; die Kapitäle haben theils 
gut gearbeitete Akanthusblätter theils das spröde Blattwerk deut- 
scher Knospenkapitäle und die Bögen nur eine leise Zuspitzung. 
Die Localschriftsteller rühmen die um 1270 gebaute und im An- 
fange dieses Jahrhunderts abgebrochene Kirche S. Agostino als 
ein elegantes gothisches Bauwerkw), indessen wird sie ohne 
Zweifel die eben genannten einzigen erheblichen Ueberreste die- 
ser Bauweise in stylistischer Hinsicht nicht übertroffen haben. 
Auch in der Lombardei, obgleich sie die vorzugsweise ger- 
manisirte Provinz Italiens war, wurde die Gothik doch nie- 
mals recht heimisch, ja sie behielt fast noch mehr wie in Toscana 
"j Die Kirche war eine Stiftung der Doriafs und die Faqade giebt 
durch eine Menge eingemauerte: Grabschriften eine Familienchronik des 
XIV. Jahrhunderts. 
H] z. B. Alizeri, Guida. Auch Ricci II. 187.
	        
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