Orsanlmichele.
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Jenes ist sehr reich, aber ziemlich willkürlich, und diese gleichen
sehr denen, welche er an dem zweiten späteren ihm mit Sicher-
heit angehörigen Gebäude anbrachte, an der Loggia de' Lanzi.
Schon 135-1 wurde beschlossen, „unam honorabilem logiam"
neben dem Palaste der Prioren zu bauen, aber erst sehr viel spä-
ter kam es zur Ausführung, denn 137-1 wurden noch Häuser-
angekauft, welche auf der Stelle standen. Unsere Loggia war
daher das letzte und ohne Zweifel nicht von ihm vollendete Werk
Orcagmfs , denn er starb 1376. Loggien, d. h. nach der Strasse
zu offene Hallen waren in dieser Zeit in Florenz sehr beliebt. An
grösseren Privatpalästen dienten sie zum Empfange vonBesuchern
oder zu kleineren Zusammenkünften der Familienä), bei dem
Öffentlichen Palaste hatten sie eher den Zweck, dem Volke bei
eintretendem Regen Schutz zu gewähren oder bei öffentlichen
Verkündigungen eine Art Rednerbühne zu bilden. Die Anlage
ergab sich hienach ganz von selbst. Sie besteht in einem recht-
winkeligen Raum, der, an der Ecke des Platzes gelegen, auf zwei
Seiten an andre Gebäude anstösst und auf den beiden andern ge-
öffnet ist, an der breiteren mit drei weiten, auf vier Pfeilern ruhen-
den Halbkreisbögen. Vasari rühmt es bei Erwähnung dieser
Loggia als eine wichtige Neuerung des Orcagna, dass er hier
wieder den vollen Rundbogen gebraucht habe. Das ist nun frei-
lich nicht ganz richtig; dieser Bogen war, wie wir wissen, in
Italien nie ganz vergessen. Aber er sagt nur zu wenig, denn
nicht bloss der Bogen entfernt sich hier von gothischer Tendenz,
sondern auch das Uebrige. Die Pfeiler sind zwar noch denen
von S. M. del Fiore ähnlich, aber sie werden nun auch vollstän-
dig zu Mauerpfeilern, über deren Hachgehaltenen Kapitälgesim-
sen eine Art Architrav angebracht ist, und an denen die Horizon-
tallinien bedeutender hervortreten als jede verticale Bildung. Auch
in den Kreisen der Archivolten, in dem kräftig gebildeten Friese,
in dem 'l'äfelwerk der obern einfach horizontal gehaltenen Bekrö-
Dung, in der ganzen ruhigen Erscheinung liegt schon eine An-
näherung an antike Form. Gewiss war Orcagna sich des Gegen-
satzes nicht bewusst. Seine grossen Malereien in Florenz und
Lib.
k) Vgl. über ihre Bedeutung L. Batt. Alberti in den Dieci Iibri
8- Cap. G und Lastri Osservatore fiorentino (Ausg. v. 1821] III.