S. Petronio
ZU
Bologna.
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eckige Kuppel von ähnlicher Spannung Wie die von Florenz
anschliessen, aber nicht wie dort von schweren Pfeilern und
dunkeln Conchen, sondern von den Kreuzarmen und dem ge-
räumigen Chore umgeben, die, alle wie das Langhaus dreischiflig,
von Kapellen begleitet und in gleicher Weise beleuchtet, eine
Fülle belebten Lichtes und gleichmässiger harmonischer Form
vereinigt haben würden. Nicht minder bedeutend würde das
Aeussere gewirkt haben. Die Länge des vollendeten Werkes
sollte 570, die Breite des Kreuzes 370 Fuss betragen, das Ganze
also einen sehr viel grösseren Flächenraum als S. Maria del Fiore
einnehmen, die Kuppel mit einer Höhe von 400 Fuss alle
Thürme der Stadt überragen, und die Anordnung würde diese
Massen übersichtlich und die Wirkung zu einer harmonischen
gemacht haben. Aeussere Strebepfeiler fehlen, die Kapellen,
welche nach Aussen jede mit besonderem Giebel des quergeleg-
ten Daches heraustreten, versehn diesen Dienst, und ihre Fenster-
gruppeu würden ein einfaches System monumentaler Decoration
gebildet haben. Ueber ihnen erheben sich die höhern Seitenschiilia,
welche mit Strebemauern das Oberschiff stützen, und dies allsei-
tige stufenweise Ansteigen würde dann endlich in der mächtigen
Kuppel sein Ziel und seinen Schluss wie durch einen vollen
Accord erhalten haben. Vergleiche mit nordischen Bauten würde
man auch hier abweisen müssen, aber auf dem Standpunkte der
italienischen Gothik möchte schwerlich etwas Grossartigeres und
Vollendeteres zu erdenken sein.
Während der Bologneser Meister noch im letzten Jahrzehnt
des XIV. Jahrhunderts die gothischen Tendenzen Arnolf0's mit
grösserer Consequenz verfolgte, hatte man in Toscana schon
längst begonnen, es leichter damit zu nehmen und die gothischen
Formen im Sinne heimischer 'l'radition freier zu behandeln.
Dies zeigt sich zunächst an einem sehr liebenswürdigen
Werke, an dem Dome zu Lucca. Wie in Siena, handelte es sich
auch hier nicht um einen Neubau, sondern um eine sehr allmälig
fortschreitende Vergrösserung und Erneuerung eines ältern Ge-
bäudes, über die uns aber leider nicht so genaue urkundliche N ach-
richten wie dort zu Gebote stehn. Im Jahre 1204 war, wie wir
gesehn haben, die prachtvolle Facade des Guidetto, im Jahre