Petronio
Zll
Bologna.
203
grossartigste aller Modelle vollendet ward), wurde ohne Zweifel
der Bau sogleich, und zwar sehr lebendig in Angriff genom-
men, so dass er im April 1392, wo die Stadtbehörde unsern
Meister in den ehrenvollsten Ausdrücken zum Oberhaupt des
Baues (in principale caput et magistrum totius fabricae) ernannte,
schon weit vorgeschritten war. Denn schon im October desselben
Jahres konnte in einer der Kapellen des Schiffes Messe ge-
lesen werden. Der Plan war ein immenser, das Werk würde
bei seiner Vollendung fast den Flächeninhalt der jetzigen Peters-
kirche zu Rom gehabt haben, fast den dreifachen mancher grossen
französischen Kathedrale. Um den Raum für das Gebäude und
die Umgebungen zu gewinnen, mussten ausser vielen andern
Häusern nicht weniger als acht Kirchen niedergerissen werden,
wozu der Papst seine Genehmigung ertheilte im). Wahrschein-
lich brachte es die Rücksicht auf diese Kirchen mit sich, dass
man mit dem Langhause begann, über das dann der Bau nicht
hinaus gekommen ist. Während er im Innern, und zwar stets
zuerst mit den Seitenkapellen Fortschritt, beschäftigte man sich
schon frühe mit der Faqade; schon vor 1400 war ein schwacher
Anfang der Marmorbekleiilung gemacht, und im Jahre 1429
wurde der berühmte Seneser Bildhauer Giacomo della Quercia
beauftragt, sie mit Sculpturen zu schmücken. Wegen seiner
grossen Arbeiten in der Vaterstadt konnte er indessen wenig
daran thun, und im Anfange des XVI. Jahrhunderts war der
Faeadenbau noch so wenig vorgeschritten, dass die Bauherren
von da an fast das ganze Jahrhundert hindurch neue Gut-
Es war im Hofe der Wohnung des Giacoma de' Pepoli errichtet,
keinesweges zur Conservation bestimmt, und wurde schon 1406 eingerissen
und durch ein kleines Modell von Holz und Pappe ersetzt, was aber auch
nicht mehr existirt. Das von Lübke Mitth. V. 168 mitgetheilte Modell ist von
Arduino Ariguzzi im Jahre 1514 gemacht (vergl. Gaye Carteggio II. 140).
Beachtenswerth für die Verhältnisse ist übrigens, dass Meister Antonio von
dem für die Arbeit des Modells verdienten Lohn ex sua benignitate et gratia
ad instantiam et precibus (sie I) der Beamten der Baukasse dieser ein
Fünftel erliess.
M") Das Breve ist erst von Martin V. (also nach 1431), Wahrscheinlich
weil man erst dann auf kirchliche Gebäude stiess, deren Berechtigte nicht gut-
Willig Weichen wollten.