Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

Kirchenstaat. 
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litanischen hat eine andre Quelle und andre Formen), und schon 
an ihm selbst können wir das Ausklingen des Geistes dieser 
Schule wahrnehmen. Auch steht er in seiner Gegend ziemlich 
allein. In dem benachbarten Viterbo finden sich zwar an bür- 
gerlichen Gebäuden und an einem Klosterhofe mehr oder weniger 
gelungene gothische Formen, aber die Kathedrale ist bei einer 
Herstellung aus der Frühzeit des XIII. Jahrhunderts ganz roma- 
nisch geblieben In Rom selbst ist die schon erwähnte Kirche 
S. Maria sopra Minerva, die einzige wirklich gothische, und ausser- 
dem finden sich nur gothische Einzelheitendiß]. Nördlich von 
Orvieto ist zunächst der Dom von Perugia, aber auch nur vor- 
übergehend zu nennen, weil er die sonst in Italien nicht wieder 
vorkommende Form einer Hallenkirche hat. Denn übrigens ist 
er, obgleich von ansehnlichen Verhältnissen, ohne architektonische 
Bedeutung und macht mit seinen meist achteckigen dünnen Pfei- 
lern einen schwächlichen Eindruck, was sich wohl dadurch er- 
klärt, dass er nicht nach einem bestimmten originellen Plane, son- 
dern von verschiedenen Generationen gebaut ist. Schon 1300 
hatte man einen Neubau beschlossen, 1347 wurden neue Indul- 
genzen bewilligt, aber, wie es scheint, ohne erheblichen Erfolg, 
denn 1437 begann eine neue Bauperiode mit förmlicher Grund- 
steinlegung, welche erst 148i zur Ueberwölbung führte M2). Da- 
gegen war Bologna, die Stadt scholastischer Gelehrsamkeit und 
der Aufenthaltsort so vieler aus allen nordischen Ländern dahin- 
strömender Studenten, wo sogar die Klosterkirchen (wie wir oben 
ß) Vgl. Nachrichten und Zeichnungen bei Lübke Mitth. V. S. 195. Rei- 
nern Styls als der von ihm erwähnte Klosterhof ist die Gothik an einigen 
Palästen und städtischen Bauten. 
H) Z. B. hat die übrigens im XVIII. Jahrhundert erneuerte Lateran- 
kirche an der Concha hohe Lancetfenster, am Kreuzschifle starke Strebe- 
pfeiler und unter dem Dache einen Fries von sich durchschneidenden Rund- 
bögen. Didron, Annales arch. XV. p. 51 ü". An Altären, Grabmälern und 
andern decorativen Werken ist die Gothik übrigens auch in Rom stark genug 
vertreten. 
 Diese Angaben sind [und zwar mit dem Tage der Grundsteinlegung 
und den Namen der Obermeister] zufolge der mit kritischem Sinne gearbei- 
teten Guida von 1857 im Kirchenbuche gefunden. Riccfs ausführliche, aber 
diese wichtigen Umstände nicht enthaltenden Nachrichten (II. 241 ff.) beruhen 
auf älteren Forschungen. Lübke a. a. O. giebt den Grlllldriää-
	        
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