Der
Dom
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Siena.
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liehen Theilen des Gebäudes erklärt werden. Man fuhr also fort,
aber vielleicht mit Unterbrechungen und sparsamen Mitteln; denn
im Jahre 1333 wurde beschlossen, die Mauern vorläufig nur in
Ziegeln zu bauen und nur so einzurichten, dass man sie später
mit Marmor bekleiden könneä). Indessen, wenn nun auch die
Anhänger des ersten Erweituixgsplanes denselben durchgesetzt
hatten, War doch auch jener Gedanke der Errichtung einer neuen
Kirche, den die Verfasser des Gutachtens von 1322 aufgestellt
hatten, nicht verloren gegangen, und es tauchte nun ein neuer
Plan auf, der alle bisherigen an Grossartigkeit übertraf. Man be-
schloss nämlich im August 1339, zwar jenen früheren Ver-
grösserungsbau (opus novum jam inceptum) sorgfältig und ohne
Unterbrechung zu vollenden, zugleich aber einen andern neuen
Vergrösserungsban zu beginnen, und zwar durch ein neu zu
erbauendes Schiifäiä), welches auf dem Felsplatean des Domes
sich der Länge nach bis zum Platze der Manetti erstrecke. Zum
Zwecke dieses neuesten Baues rief man einen Bürger der Stadt,
der sich aber schon lange in Neapel aufhielt, den Goldschmidt
und Baumeister Lando (Orlando) herbei, und schritt, nachdem er
im Januar 1340 eingetroffen war, sofort am 2. Februar zur
Grllndsteinlegtlng. Der Beschluss von 1339 lässt sich nicht näher
über das V erhältniss dieses neuen Schiffes aus, er bezieht sich,
wie gewöhnlich, auf die gemachten und durch Zeichnungen oder
Modelle versinnlichten Vorschläge, welche „von grosser Schön-
lleit und Nützlichkeit und Geräumigkeit" seien, aber es ist schon
an sich klar, dass dieses neue Schiff nicht eine Verlängerung des
alten sein konnte, da dies die Zerstörung der bereits im Wesent-
lichen vollendeten Fagade vorausgesetzt hätte und auch sonst
nach der Localität nicht möglich war, und aus dem sogleich näher
zu erwähnendeil Gutachten von 1356 geht hervor, dass das neue
Schiff seine Richtung nach der bereits bestehenden Kuppel des
alten Domes nehmen und dieser ihm als Querschilf dienen sollte.
Ehe man dazu schritt, erforderte man über die Ausführharkeit dieses
Vorschlages ein Gutachten von zwölf Meistern, es scheint also, dass diese
nachher in Italien so sehr gebräuchliche Verfahrungsweise damals noch neu war.
H] Quod navis dicte ecclesie de novo fiat et extendatur longitudo
dicte navis per planum See Marie versus plateam Manettorum. Rumohr S. 135,