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Italienische
Gothik.
dern Dingen geeigneter sei, als Meister Giotto von Florenz,
Bondone's Sohn, der Maler, der in seinem Vaterlande wie ein
grosser Meister zu empfangen und hoch zu halten sei, und da
man ihm Geschäfte geben müsse, damit er hier seinen bleibenden
Aufenthalt nehme, wodurch seine Wissenschaft und Kunst
vielen zu Gute kommen und der Stadt zu grosser Zierde gereichen
werde, so würde ihm die Oberleitung des Dombaues und aller
andern öffentlichen Bauten mit einem angemessenen Gehalt, das
man sich näher zu bestimmen vorbehalte, übertragen ü). Der
Eingang dieser Urkunde lässt darauf schliessen, dass man die
Bestellung eines Obermeisters seit Arnolfo's Tode deshalb unter-
lassen hatte, weil man keinen Künstler von genügendem Rufe
dafür gewinnen konnte. Auf Giotto, der schon 1336 starb, folg-
ten zwei fast nicht weniger angesehene Künstler, Taddeo Gaddi
und dann Orcagna, von 1384 bis 1396 ein gewisser Filippo di
Lorenzo und endlich der grosse Brunelleschi. Giotto hatte die
kurze ihm vergönnte Zeit mit ausserordentlicher Thätigkeit be-
nutzt, um zwei selbstständige Leistungen seines Genius zu hin-
terlassen. Die Fagade, welche Arnolfo in seiner strengen Weise
bereits begonnen hatte, schien ihm zu einfach; er machte daher
einen neuen Entwurf, wonach sie durch vorspringende spitzbo-
gige Portale und durch eine Fülle von Statuen und Reliefs ge-
schmückt werden sollte. Sie wurde bis über die Portale hinaus aus-
geführt und blieb so unvollendet bis zum Jahre 1588, wo ein
ehrgeiziger Architekt den damaligen Grossherzog bewog, sie
abnehmen zu lassen, so dass, da es zur Ausführung der projec-
tirten neuen Facade nicht kam, sie noch bis jetzt nackt da steht.
Glücklicher erging es dem Campanile, der, schon von Giotto selbst
angefangen, nach seiner Zeichnung, so wie er jetzt ist, durch
Taddeo Gaddi-ausgeführt wurde. Der Bau des Innern wurde in-
dessen immer nach dem Modell Arnolfo's fortgesetzt und war im
Jahre 1365 so weit gediehn, dass die Ueberwölbung des Lang-
hauses erfolgte, welches nun dem Gebrauche übergeben wurde,
Gaye S. 481. Giotto accipiendus sit in patria sua velut magnus
magister et carus reputandusün civitate predicta, et ut materiam haben in
ea moram continuam contrahendi, ex cujus mora quamplures ex sua scientia
et doctrina proficient et decus non xnodicum resultabit in civitatem,