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Italienische
Gothik.
erwähnende Grabmäler und 'l'abernakel aus den Jahren 1283
bis 1293 finden, auf denen er sich zum Theil mit einheimischen
Gehülfen nennt und die, an die Weise der Cosmaten sich an-
schliessend mit Mosaiken geschmückt, aber in kräftigem gothischen
Style gearbeitet sind. Wie lange dieser römische Aufenthalt au-
hielt, ist ungewissfß); sicher aber, dass er von 1294 an die ge-
waltige Klosterkirche S. Croce in Florenz bauteM). Die
Franciscaner, welche zugleich mit den Dominicanern sich in Florenz
niedergelassen hatten (1221), erfreuten sich nicht so mächtiger
Gönner und reicher Freunde wie diese, aber dafür eines um so
grösseren Zulaufs des Volkes. Als sie daher, viel später als
jene, im Jahre 1294 dazu kamen, statt der kleinen alten Kirche,
die sie bisher benutzt hatten, eine neue eigne Kirche anzulegen,
musste diese sehr umfangreich, zugleich aber möglichst sparsam
gemacht werden. Arnolfo war der Mann, diesen Wünschen zu
t) Vasari lässt ihn von 1284 an in Florenz bauen, an den Stadtmauern,
an Orsanmichele, am Palast der Prioren, an der Badia, aber ohne urkund-
lichen Beweis. Promis (Notizie epigrafiche) stützt auf den chronologischen
Widerspruch zwischen diesen verschiedenen Angaben Vasarfs über die plasti-
schen Arbeiten in Rom und die architektonischen in Florenz die Annahme
zweier Arnolfo, des Sohnes des Lapo und des Sohnes des Cambio. Allein
obgleich diese letzte Bezeichnung sich nur in der unten zu erwähnenden Ur-
kunde von 1300 findet, in welcher ihm als Obermeister des Dombaues das
Ehrenbürgerrecht verliehen wird, ist an der Identität der Person nicht zu
zweifeln, da die Beziehung zu Niccolö Pisano den Faden bildet, welcher die
urkundlichen Hergänge verbindet. Jedenfalls ist das vorgeschlagene Auskunfts-
mittel das schlimmste, da grade für die Werke, welche Vasari dem Sohne
des Lapo zuschreibt, feststeht, dass sie von dem Sohne des Cambio her-
rühren, und die Confusion daher dadurch noch grösser wird, als bei Vasari selbst.
n) Ein Document, welches den Namen des Arnolfo als Baumeister von
S- 31'008 nennt, haben wir nicht, und Vasari ist, so viel ich weiss, der erste,
der ihm diese Kirche zuschreibt. Indessen lässt die Aehnlichkeit, nicht der
änssern Formen, sondern der geistigen Auffassung bei diesem Gebäude 11m1
bei S. Maria del Fiore, auch die Wiederholung mancher Einzelheiten, z. B.
des nachher zu erwähnenden hölzernen Umganges, nicht daran zweifeln, dass
er hier gut unterrichtet war. Das Decret der Republik vom S. April 1295
(Gaye I. 428, und vollständiger Abdruck bei Moisä App. Nro. 3) beweist
wenigstens, dass ein von der Stadtbehörde genehmigter Plan vorlag, was denn
wieder die Mitwirkung eines Baumeisters aus dem Laienstande wahrschein-
lich macht.