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Italienische
Gothik.
schiffige, aber recht stattliche, mit schlanken zweitheiligen Maass-
werkfeilstern versehene Kirche erst 1281 begonnen und der Bau
durchweg von Ordensbrüdern geleitet wurde?) Ebenso wird
sein Name an der kleinen Kirche S. Maria della Spina zu
Pisa zwar gewöhnlich, aber mit grossem Unrecht genannt, da
sie, mit plumpen Spitzgiebeln, Fialen und ruudbogigen Wand-
nischen überladen, viel eher der schwerfälligen italienischen Go-
thik aus der Mitte des XIV. Jahrhunderts entspricht, als dem
harmonischen Style des Giovanniidi).
Dem Schüler Johamfs, dem berühmtenBildner Andrea Pisano,
schreibt Vasari das Baptisterium von Pistoja zu; eine noch
vorhandene Urkunde beweist indessen, dass nicht er, sondern ein
Meister Cellino di Nese, wahrscheinlich aus Siena, seit 1337 daran
bauete Es ist ein sehr schlichter achteckiger Bau mit
wechselnden Marmorschichten, im Ganzen spitzbogig aber mit
rundboglgem Portale und oben mit hohen Spitzgiebeln und Fialen,
ganz ähnlich wie das Baptisterium von Pisa, das diesen nicht sehr
glücklichen, specifisch italienischen Schmuck vielleicht erst kurz
vorher erhalten hatte.
Dagegen wurde ein älterer Mitschüler Johanrfs in der Werk-
statt seines Vaters Niccolb ein hochgefeierter Baumeister. Va-
Abbild. bei Wiebeking 73, und Runge Beiträge I. 26. 37. Vgl. Vasari
l. 275, und Marchese I. 56.
H) Vasari selbst (I. 271), der doch zu diesem Gerüchte die Veranlassung
gegeben, sagt nur, dass man ihm einige Ornamente an dieser Kapelle über-
tragen, die er mit seinen Schülern vortrefflich ausgeführt habe. Dennoch
können sich die Italiener auch hier nicht entschliessen, den grossen Namen
zu opfern. Ricci II. 263 und 314 scheint übrigens in einer Note im Wider-
spruch mit seinem Texte anzunehmen, dass der Vergrösserungsbau erst 1335
stattgefunden habe.
Die Herausgeber des Vasari (II. S. 40) scheinen dessen Angabe, dass
Andrea "das Modell" des Baptisteriums gemacht, mit jener Urkunde, wonach
Cellino ausführender Meister gewesen, vereinigen zu wollen. Die (zuerst bei
Ciampi, dann bei Milanesi Documenti I. 222) abgedruckte Urkunde bezieht
sich aber auf einen kaum erst fundamentirten Bau, da dem Cellino nicht
bloss der ganze Bau (ad construendum, edificaudum, complendum et perticiendum)
übertragen wird, sondern auch die Grenzen des Bauplatzes noch genau be-
schrieben werden, was bei einem schon fortgeschrittenen Gebäude keinen
Sinn gehabt hätte.