Campo
sauto
ZU
Pisa.
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kirche anzusehn sein, welche der llorentinisclten in wesentlichen
Zügen, im Grundrisse, in der Form der Pfeiler und in andern
Dingen gleicht, doch so, dass die Seitenschitfe verhältnissmässig
kleiner, die Oberlichter grösser, die Abstände der Pfeiler ge-
ringer sind, und überhaupt der ganze Bau sich mehr den nor-
dischen nähert, als S. Maria novella.
Gleichzeitig mit S. Maria novella und dem Dom von Arezzo
erstand auch in Pisa ein bedeutendes gothisches Bauwerk. das
berühmte Campo santo des Domes, zu welchem man der Sage
nach Erde aus dem gelobten Lande herbeigeführt hatte, und dessen
Ausführung man dem vornehmsten Künstler der Stadt, dem Gio-
vanni Niccolois Sohn, im Jahre 1278 übertrug, der es, wie die In-
schrift bezeugt, im Jahre 1283 vollendeter]. Es ist bekannt-
lich nur ein bedeckter viereckiger Umgang von etwa 24 Fuss
Breite, aber grosscr Höhe, der in bedeutender Länge (354 Fuss)
und geringerer Breite (114 Fuss) das Begräbnissfeld umgiebt.
Nach Aussen ist er durch feste Mauern geschlossen, deren Innen-
seite bekanntlich den herrlichsten Schmuck alter Wandmalereien
trägt , nach dem Hofe zu aber öffnet er sich, wie die Kreuzgänge
der Klöster, mit Arcaden, welche durch einen mittleren starken
und zwei feinere Pfosten in vier senkrechte Abtheiluitgen getheilt
und oben mit Maassvrerk gefüllt sind. Die Mauerpfeiler sind nach
italienischer Sitte pilasterartig aus weissem und schwarzem Marmor
gebildet und mit niedrigen Kapitälen rersehn, die Arcädeil halb-
kreisförmig, die Pfosten theils achteckig, theils rund, das Maass-
werk endlich ist ziemlich regelmässig und mit geringen Verschie-
denheiten angeordnet. Die Grundlage dieser Anordnung ist die,
dass von dem Kapitäl des Mittelpfostens, also von dem Centrum
des das Fenster umschliessenden Halbkreises nach beiden Seiten
zwei Bögen desselben Radius ausgehn, welche mit dem ent-
sprechenden Theile des Halbkreises Spitzbögen aus dem gleich-
seitigen Dreieck, dazwischen aber ein sphärisches Dreieck bilden,
i) Die Inschrift (bei Cicognara II. 121 und sonst häufig abgedruckt)
nennt nicht die Jahreszahl, wohl aber die Namen der geistlichen und welt-
liehen Behörden, welche dieselbe ergeben, und schliesst mit den Worten:
Joanne magistro aedificante. Wiebeking Taf. 69, Ohapuy moyen age pittNro. 10,
u. besonders Cxesy u. Taylor, Arch. of de middle ages in Italy, London 1829.