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Italienische
Gothik.
Oberlichter, bei der geringen Höhe des Mittelschiifs nahe über
den Scheidbögen stehend, stark vertieft und lancetförmig, nur
durch die feine Bildung der sogen. Nasen in der Spitze geziert,
die Gewölbfelder sämmtlich schmal, aber das Ganze durch die
schlanke Form der Pfeiler, die einfachen, hoch ansteigenden
Kreuzgewölbe , und durch die glücklichen Verhältnisse sehr an-
sprechend, so dass man der Sage, dass Michelangelo das
Kirchlein oft besucht und seine Geliebte genannt habe, wohl
Glauben beimessen kanni"). Der nächste gothische Neubau in
Toscana ist die Kathedrale von Arezzo. Vasari schreibt
sie dem Erbauer von S. Francesco zu Assisi, Jacob dem Deut-
schen, zu, allein neuere Untersuchungen haben ergeben, dass der
Bau erst im Jahre 1277 beschlossen und demnächst begonnen
wurde, wo jener ohne Zweifel nicht mehr lebte im). Auch trägt
das Gebäude den Charakter der ausgebildeten, italienischen Gothik.
Die Anlage ist einfachster Art, ohne Kreuz-
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polygoneil und vier halbrnnden Diensten
gebildet, tragen im Mittelschiife quadrate,
A in den Seitenschiffeti bei kaum halber Breite
längliche Kreuzgewölbe. Die Oberlichter
Dom I" Amm- bestehn auch hier nur aus Kreisen über den
hohen Arcaden, aber das ununterbrochene Aufsteigen der oberen
Dienste des Mittelschiffes und die schlanken zweitheiligen Fenster
i) Die Faqade ist 1593 neu angelegt. Die Kirche gehört zu einem
Kloster der Mönche von Valombrosa, dient aber als Pfarrkirche. Vasari ed.
n. I. 266. Fantozzi, Guida. Eine Abbildung des Innern bei Willis Remarks
Taf. 5. Fig. 3.
M) Ricci II. S. 86 führt die beweisenden archivalischen Nachrichten aus
einer Dissertation des Canonicus Filippo Vagnone von 1843 an. Im Jahre
1275 stiftete ein Testator solidos viginti pro ecelesia Episcopetus, quae non
dentur, nisi ipsa ecelesia fiat, und in einem Vergleiche vom November 1277
vereinigen sich Bischof und Kapitel, die verfallene und unwürdige Kirche
rniro a fundamentis opere herzustellen. Erst nachher kann also der Neubau
begonnen sein. Dass Margaritone von Arezzo (wie Vasari ferner im Leben
desselben ed. n. I. 306 behauptet) von 1275 an der Baumeister gewesen, ist
nicht anderweit erwiesen. Die Verhältnisse sind mässig, die Breite des
Mittelschiffs 32 Fuss.