Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

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Italienische 
Gothik. 
der obern Tlieile nicht gehoben haben. Weniger roh und schwer- 
fällig erscheint der Chor. Zwar ist auch hier die Anlage unbe- 
holfen und sonderbar, indem die Wölbung des innern Chorraums 
nicht, wie bei ähnlichen nordischen Anlagen, eine in das Kreuz- 
gewölbe iibergehende Halbkugel, sondern eine volle Kuppel mit 
vierzehn nach dem Schlusssteine aufsteigenden Rippen bildet, 
deren Anschluss an die westliche Oeffnung des Triumphbogens 
denn nur in ziemlich gezwungener Weise erfolgen konnte. Aber 
dennoch geben die an den Pfeilern der Rundung aufsteigenden 
schlanken Halbsäulen mit den auf ihnen ruhenden Gewölbrippen 
und den Fenstergrnppen über dem Gesimse ein ziemlich belebtes 
Bild. Die liebenswürdigste architektonische Erscheinung des In- 
nern ist aber doch die Kapelle S. Felice, dieselbe, welche die be- 
Wundernswerthen Fresken des Avanzo und Altichieri enthält und 
welche der Marchese Bonifazio de, Lupi im Jahre 1372 anfügte. 
Mit ihren schlanken Säulen, den reinen, einfachen Formen ihrer 
Bögen und Gesimse und dem heitern (einem Muster des Fnss- 
bodens in S. Anastasia von Verona nachgebildeten) Marmor- 
schmuck ihrer obern Wand kann sie selbst den Vergleich mit 
der gegenüberliegenden, mn- allznreich ausgestatteten Kapelle 
des Santo, dem Prachtwerk der Renaissance, wohl aushalten. 
Noch weniger gelungen als das Innere ist die Gestaltung 
des Aeussern. Die Facade ist geradezu hässlich. Ein rundbogiges, 
niedriges Portal steht zwischen vier hohen spitzbogigen Wand- 
nischen , die aber von verschiedener Kämpferhöhe sind, und auf 
deren Spitzen ein ziemlich hoher Umgang von spitzbogigen Ar- 
caden als eine schwere horizontale Schicht und demnächst ein 
breiter Giebel mit Rundbogenfriesen und zwecklosen Lisenen 
lastet. Es ist das Mögliche von unharmonischer Verbindung, 
trocken und doch ohne constructiven Ernst. Die Seitenansicht 
der Kirche zeigt einfache, aber, da jedes Kuppelquadrat auch hier 
einen eignen Giebel hat und Strebemauem auf den Seitenschitfen 
liegen, zugleich sehr schwere Formen. Vor allem aber sind die 
Kuppeln eine verunglückte Zierde. Sieben oder mit Einschluss 
jener hintern Kapelle sogar acht an der Zahl, die mittlere pyra- 
midal ansteigend, die andern mit rein halbkugelförmigen, bloss 
mit einem Kreuze versehenen hohen Dächern setzen sie sich
	        
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