Antonio
ZU
Padua.
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und so auf dem Rücken der verbindenden Mauer einen bloss durch
ein Geländer verwahrten Umgang trägt, über den dann die dün-
nere abschliessende Wand mit zwei kleinen zweitheiligen aber
rundbogigen Fenstern aufsteigt. In den SEllIellSChiffen sind
sämmtliclte Pfeiler mit zwei leichten Säulchen versehn, Welche
neben dem breiten Quergurt die Diagonalrippen der Kreuzge-
wölbe tragen. An dieses Langhaus schliesst sich das Querschitf
mit drei, in gleicher Weise angeordneten Kuppeln, die jedoch und
besonders die mittlere etwas höher hinaufsteigen. Dahinter er-
hebt sich dann, wie in S. Marco, noch eine, hier also die sechste
Kuppel, und man darf wohl vermuthen, dass nach dem ursprüng-
lichen Plane hinter ihr, als dem Altarraume, nur noch eine einfache
Concha folgen sollte. Diesen Plan fand man aber, als man bis
dahin gediehn war, zu beschränkt und fügte nun noch einen tiefen
Chor hinzu mit einem kuppelförmigen Rippengewölbe, einem
Umgange und einem Kranze von neun viereckigen, ziemlich unge-
schickt gebildeten Kapellen. Die Verhältnisse sind sehr bedeu-
tend, die innere Länge (ohne eine kreisförmige in Osten ange-
baute Kapelle des XVII. Jahrhunderts) beträgt 302, die Breite
des Mittelschitfes 44, die der Seitenschitfe etwa die Hälfte, die
ganze innere Breite des Langhauses ohne die angebauten Kapellen
108, die Höhe der Kuppeln 106 bis 116 Fuss. Aber dennoch
macht das Ganze weder den Eindruck des Freien und Luftigen,
wie jene andern Klosterkirchen, noch den imponirenden der Mar-
cuskirche, sondern erscheint stumpf, schwerfillig, öde. Selbst
die an sich grossartige Weite der Kuppeln giebt keine günstige
Wirkung. Zum Theil mag dies dadurch erklärt werden, dass
nicht bloss der Glanz des Marmors und der Mosaiken des vene-
tianischen Domes, sondern selbst die Wandmalerei oder farbige
Decoration fehlt, auf die der Architekt bei seinen formlosen Massen
gerechnet haben mag, und dass über den zahlreichen und zum
Theil überaus prachtvollen Kapellen der Seitenschiffe das obere
Gebäude in nüchternem weissem Bewurf emporsteigt. Allein
selbst eine vollständige Bemalung würde die Rohheit der Detail-
behandlung, die Schwerfälligkeit der Pfeiler, die Sprödigkeit der
kahlen Spitzbögen und den Widerspruch ihrer steilen Form gegen
den darüber hinlaufenden Umgang und gegen die breite Lagerung
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