Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

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Italienische 
Gothik. 
ben seien. Er ging daher, indem er sich nach den durch die Sage 
diesen Meistern beigelegten Bauten ein Bild ihrer Eigenthüm- 
lichkeit machte, aus Werk, die ihm bekannt gewordenen Bauten 
unter sie zu vertheilen, wobei denn, da diese Werke in verschie- 
denen Gegenden Italiens lagen und ihre Stiftung sich an die Na- 
men bestimmter Fürsten oder andrer historischer Personen knüpfte, 
sich auch für jeden einzelnen seiner Künstler ein recht bewegtes 
Leben und eine erzählbare Geschichte ergab. Dazu kam denn, 
dass schon die Ueberlieferuxigen, denen er folgte, theils verschie- 
dene Persönlichkeiten zusammengeworfen, theils sie mit einander 
in verwandtschaftliche oder andre Beziehungen gebracht hatten, 
was ihn in der Meinung bestärkte , dass die Kunst eben nur von 
einer kleinen Gruppe von Meistern ausgegangen sei. Daher 
nimmt er denn keinen Anstand, dem deutschen Meister von 
Assisi, den er mit einem gewissen Lapo, einem Schüler des Niccolb 
Pisano, verwechselt, dann dem Arnolfo, den er zu einem Sohne 
dieses Jakob oder Lapo macht, dem Margaritone von Arezzo, be- 
sonders aber dem Niccolb Pisano, eine grosse Reihe von Bauten 
beizulegen. Dieser erscheint bei ihm geradezu als der tonange- 
bende Architekt des dreizehnten Jahrhunderts, als der einfluss- 
reichste Verbreiter des "deutschen" Styls. Dass Niccolö, obgleich 
vorzugsweise als Bildhauer berühmt, auch Baumeister gewesen 
ist, ist nicht zu bezweifeln, theils weil beide Geschäfte damals 
gewöhnlich verbunden waren, theils weil eine Klausel in seinem 
Contracte über die Kanzel von Siena zeigt, dass er als solcher 
am Dom und Baptisterium von Pisa beschäftigt warst). Allein 
wir wissen kein Gebäude, das ihm mit Gewissheit zugeschrieben 
"j Er verspricht in diesem Contracte v. 5. Oct. H66 (Milanesi I. 146), 
sich während der Arbeit in Siena aufzuhalten, jedoch mit dem Vorbehalt, 
dass er viermal jährlich immer auf 14 Tage nach Pisa reisen könne, theils 
seiner eignen Angelegenheiten wegen, theils pro factis operis S. Mariae 
majoris eccl. Pisane et ecel. S. Joh. Baptiste ad consiliandum ipsa 
opera. Besonders diese Worte (welche bei Rumohr II. 147 fehlen] zeigen 
deutlich, dass es sich nicht um Sculpturen, sondern um die fortlaufenden 
Bedürfnisse des Baues handelte, und dass er als ein erfahrener Baumeister 
da; beständige Rathgeber der Bauherren war. Eben dies Verhältnigs macht 
es aber auch unwahrscheinlich, dass Niceolö auch die Bauten in Venedig, 
Padua und Neapel, welche Vasari ihm beilegt, übernommen habe.
	        
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