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Italienische
Gothik.
provisorisch geschlossen war und erst später (wahrscheinlich von
1422 an, WO die Commune eine bedeutende Geldsumme zur Voll-
endnng des Baues bewilligte) fortgesetzt wurde. Indessen wussten
diese spätem Meister sich so genau dem frühem Plane anzu-
schliessen, dass die geringen Abweichungen, denen sie nicht ent-
gingen, die Einheit des Innern nicht stören, und dieses zu dem
Schönsten dieser Art gehört, was Italien bietet. Das Aeussere ist
auch hier geringer, die Faeade ist mit Ausnahme des reich aber
in Formen spätester italienischer Gothik vollendeten Portals un-
ausgeführt geblieben, die hohen Seitenmauern sind durch die
Fenster und die schwachen Strebepfeiler immer doch nur mässig
belebt St).
WVährend die Dominicaner diesen Typus festhielten, kennen wir
kein zweites Beispiel desselben von dem Orden, der ihn zuerst an-
wendete, vielmehr zeigt der kolossalste Bau der Jünger des heil.
Franciscus in dieser Gegend ein ganz andres Bestreben. Im J. 1'231
starb zu Padua ihr Ordensbruder Antonius, der schon bei seinem
Leben den Ruf der Heiligkeit gehabt hatte. Man bestattete ihn in
dem alten Kirchlein S. Maria, dem die Mönche ihr Kloster ange-
baut hatten, beschloss aber sofort, an derselben Stelle einen neuen,
grossartigen Tempel zu bauen. Die Grundsteinleguilg erfolgte im
darauf folgenden Jahre nach der wirklichen Heiligsprechung, in-
dessen wurdeu die Anfänge des Baues wahrscheinlich sehr bald
unterbrochen, weil der Tyrann Ezzelin die Brüder als seine gefähr-
lichsten Gegner verfolgte, einkerkerte, zur Flucht trieb. Aber bald
wandte sich das Blatt. Ezzelin wurde im Jahre 1256 von einem
gegen ihn aufgebotenenKreuzheere geschlagen und seinerseits
vertrieben und dieser Sieg dem beliebten örtlichen Heiligen zuge-
schrieben. Daher sofort mit Hülfe dringender Ablassbriefe des
Legaten und des Papstes selbst neuer und eifriger Angriff des
Baues, Welchem die Commune denn auch in ihrer Weise dadurch
zu Hülfe kam, dass sie einen jährlich um die Zeit des Todestages
des Heiligen vor der neuen Kirche zu haltenden vierzehntägigen
Markt anordnete. Man üng von Westen an und War 1263 schon
k] Vergl. über die Einzelheiten des Baues den mit den vortrafflichsten
Zeichnungen ausgestatteten Aufsatz von Essenwein in den Mitth. d. k. k.
G. G. Bd. V. S. 39 ff, so wie ebendas. S. 137 die Bemerkungen von Lübke.