S. Giovanni
e Paolo
zu Venedig.
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bildungen des XIV. Jahrhunderts in Deutschland m), ein blosses
Formenspiel ist, sondern den Zweck hat, die Wirkung der Fenster
für das Innere zu erhöhen. Im Aeussern erscheint aber auch hier
diese Anordnung höchst bizarr, obgleich übrigens die Chorseite
durch das Maasswerk der Fenster und ihre sehr gut in Backstein
ausgeführte Einrahmung sehr reich ausgestattet ist und gegen die
Nüchternheit der Seitenmauern und selbst der Facade absticht.
Wie sehr diese geräumige Anlage dem einheimischen Ge--
schmacke zusagte, beweist ihre vielfache Nachahmung an klei-
nern Gebäuden. S0 an der jetzt zerstörten Kirche des Klosters
ai Servi, an der Kirche der Lucchesen, an S. Gregorio und S. Ca-
ritä (der jetzigen Akademie), und endlich an der noch erhaltenen
und nicht unbedeutenden Kirche der Augustiner, S. Stefano (1325
vollendetyfg). Bei dieser fehlt zwar das Kreuzschiff, so dass die
Choranlage nur den drei Schiifen entsprechende Nischen hat,
auch haben die Säulen (vielleicht um bei beschränktem Raume
ihre Zahl nicht zu vermindern) eine engere Stellung. Aber sie
sind nun um so schlanker gehalten, so dass der Eindruck der-
selbe bleibt.
Vor Allem aber war es wichtig, dass die Dominicaner für
ihre grosse Kirche S. Giovanni e Paolo denselben Typus
adoptirten. Schon 1234 hatten sie hier ein Kloster gegründet und
1246 einen päpstlichen Ablassbrief für die Förderer des Kirchen-
baues erhalten, so dass man, wenn diese Daten auf den Bau ihrer
gegenwärtigen Kirche bezogen werden könnten, diese als eine
unabhängige , jener Franciscanerkirche vorangehende Schöpfung
ansehen müsste. Allein wahrscheinlich handelte es sich damals
um ein kleineres, später zerstörtes Gebäude, da die jetzige Kirche,
die nach Chronikennachrichten im Jahr 1395 nur zur Hälfte,
und erst 1430 im Wesentlichen vollendet war, entschieden eine
Copie von S. Maria gloriosa, aber in etwas grösseren Dimensionen
und mit manchen Verbesserungen ist. Namentlich ist die Stellung
der Säulen hier etwas weiter, das Querschilf schmaler, die Zahl
3) Z. B. in böhmischen Bauten, Bd. VI., S. 313.
"Ü S. über alle diese Kirchen Selvatico a. a. O. Die Holzdecke des
Mittelschiff: und die Oberlichter in S. Stefano gehören nicht dem ursprüng-
lichen Bau an.