Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

Klosterkirchen 
der 
Lombardei. 
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von einigen grosseu, aber unregelmässig gestellten Spitzbogen- 
fenstern beleuchtet sind und den offenen Dachstuhl tragen. Daran 
schliesst sich dann zuweilen ein breites Querschiff mit einer Ka- 
pellenreihe der oben beschriebenen Arte"), zuweilen aber auch nur 
ein einfacher oder von zwei Seitenkapellen begleiteter, meist recht- 
winkeliger Chor. 
Wie S. Francesco zu Bologna für ihre Nachbargegend wurde 
die Kirche der Franciscaner zu Venedig, S. Maria gloriosa 
de Frari, für den nordöstlichen Theil Italiens maassgebend. Der 
Grundstein wurde nach urkundlicher Nachricht im Jahre 1250 
gelegt und der Bau waril280 so weit, dass der Gottesdienst darin 
beginnen konnte. Indessen fehlte noch der Chor, der augenschein- 
lich erst dem XIV. Jahrhundert angehört, auch wird die Kirche 
erst 1338 als vollendet erwähnt und ihre Einweihung erfolgte 
sogar erst 1492 33). 
Man fing, wie es auch in andern Franciscanerkirchen ge- 
schah, den Bau von der Westseite an, um vor Allem Raum für 
das Volk zu gewinnen. Die Anordnung ist sehr einfach. An ein 
dreischiffiges, von Rundsäulen getragenes Langhaus schliesst sich 
ein breites Kreuzschiff, dessen Ostseite in sieben Altarräume ge- 
theilt ist, von denen der mittlere, als Chor dem Mittelschiff ent- 
sprechend, bedeutend grösser und tiefer ist als die andern. Ziemlich 
hohe, schlanke Säulen mit niedrigen gothischen Blattkapitälen und 
achteckigem Abacus tragen in weiten, fast der Mittelschiff breite 
gleichen Abständen die eckig geschnittenen Bögen, die nur durch 
 So in S. Francesco in Pisa und zwar mit 7 Kapellen (Wiebeking Tef. 74), 
in S. Domenico und S. Francesco in Siena, jene wieder mit 7, diese gar mit 
9 Kapellen. Vgl. Grundrisse und Bemerkungen bei Lübke, Mitth. V. 195. 
H] Selvatico, Sulla Architettura e sulla Scultura di Venezia. 1847, S. 98 
und Ricci II. 168. Innenansichten bei Willis, Remarks pl. 7 und Street 
Blick and Marble pag. 132, beide mit abweichenden Restaurationen veränderter 
Theile. Den Eindruck giebt Street richtiger wieder, während Willis verschönert, 
Dass Niccolö Pisano der Erbauer gewesen, hat man nur aus einer Stelle des 
Vasari (I. 264] entnommen, welche, näher betrachtet, diese geWiSS unrichtige 
Behauptung nicht einmal enthält, vielmehr nur diese Kirche neben der von 
Vasari dem Niccolö (wie wir sehen werden, auch ohne Grund) zugeschriebenen 
Kirche S. Antonio zu Padua als ein Beispiel der architektßniSßheIl Fürischritte 
dieser Zeit anführt.
	        
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