TyPlls
der
Klosterkirchen.
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einem breiten Querschiff, dessen ganze Ostseite sich zu einer
Reihe von Kapellen öffnet, in deren Mitte dann der Chor meist
mit polygonem Abschlusse etwas weiter ausladet. Mit Einschluss
desselben beläuft sich die Zahl dieser Chemischen meistens auf
fünf oder sieben, zuweilen auch höher, in S. Croce von Florenz
sogar auf elf. Diese Kirchen sind in der Lombardei meistens ge-
wölbt, in Toscana und in den südlicheren Gegenden mit offenem
Dachstuhl angelegt. In einigen Provinzen zeigen sie einen durch
die Verbreitung der Orden erklärbaren stärkeren Einfluss nor-
discher Gothik, die Verhältnisse sind schlanker und die Pfeiler
enger gestellt, womit sich dann später die Wiederaufnahme ro-
manischer Formen des Nordens verbindet. In andern Gegenden
finden sich Eigenthümlichkeiten einheimischen Ursprungs. So ist
im Mailändisehen sehr häufig der Schluss der Krenzarme und der
Seitenkapellen entweder polygonförmig, oder zwar rechtwinkelig,
aber durch eine dreitheilige Fenstergruppe, nämlich durch zwei
schlanke Spitzbögen mit einem über ihrer Zwischenwand ange-
brachten Kreisfenster beleuchtet. Säulen mit Eckblättern an der
Basis sind gewöhnlicher als Pfeiler, und dann enger gestellt und
auf je zwei Arcaden mit einem quadratischen Kreuzgewölbe über-
spannt. Die Seitenschiffe sind dabei verhältnissmässig hoch und
die Mittelschiffe so wenig darüber hinausgeführt, dass für Ober-
lichter kein Raum geblieben ist und die ganze Kirche bei ihrer
grossen Breite niedrig und gedrückt erscheint. In Mailand
selbst sind zahlreiche Kirchen dieses Typus; so S. Eustorgio,
S. Pietro in Gessate, die kolossale, unter der modernen Stuck-
bekleidung noch völlig erkennbare Kirche S. Maria del Carmine,
S. Maria delle Grazie in ihren älteren Theilen, und endlich S. Sem-
pliciano, eine ursprünglich romanische Kirche mit Pfeilern und
runden Arcaden, die in diesem gothischen Provinzialismus herge-
gestellt ist, aber ihre ursprünglich edeln Verhältnisse beibehalten
hat i). Von Bologna geht ein andrer Typus aus, und zwar, wie
es scheint, von S. Francesco, einer der ältesten gothischen Kir-
Vgl. den Grundriss von S. Pietro in Gessate bei Lübke in den Mitthei-
langen V. 119, und Nachrichten über diese mailänder Gruppe von A. Messmer
daselbst III. 43. S. M. delle Grazie bei Runga Beiträge II. Bl. 7. ü". Wiebeking
tab. 63. Hupe tab. 49.