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Italienische
Gothik.
nicht, und man gewöhnte sich durchweg, beide Baustoffe in ihrer
Eigenthümlichkeit zu verwenden und daher auch zu verbinden,
namentlich auch die Ziegel wegen ihrer dunkeln Farbe mit helleren
Steinen schichtenweise Wechseln zu lassen, um so den Farbenreiz
verschiedener Marmorarten zu ersetzen.
Während sich die provinziellen Unterschiede mehr aus-
glichen, wurde dagegen die objective Verschiedenheit der Ge-
bäude nach ihrer Bestimmung durch die Einführung des gothischen
Styls gesteigert. Namentlich ist die zwischen Klo sterkirchen
und Kathedralen ins Auge zu fassen. In Frankreich erhielt der
gothische Styl seine Ausbildung an den Kathedralen und wurde
von ihnen nur in vereinfachter und beschränkter Gestalt auf die
Klosterkirchen übertragen. In Italien dagegen waren grade die
Bettelorden diejenigen, Welche den neuen Styl zuerst adoptirten
und für ihre Zwecke ausbildeten.
Den Anfang hatten, wie wir gesehen haben , die Francis-
caner bei der Mutterkirche ihres Ordens gemacht, demnächst aber
bemächtigten sich die Dominicaner, unter denen sich zahlreiche
architektonische Talente aufthatenik), des neuen Styls, und es
bildete sich durch die Verwendung desselben ein ziemlich fester
Typus der Klosterkirchen, der jedoch nicht, wie früher bei den
Cisterciensern, ausschliessliches Eigenthum eines einzelnen Or-
dens, sondern von allen beobachtet wurde und durch die nach-
barliche Mittheilung der Klöster provinzielle Verschiedenheiten
ausbildete.
Der Grundriss dieser Klosterkirchen scheint von den Cister-
ciensern zu stammen; er besteht nämlich aus einem dreischifiigen.
von Rundsäulen oder achteekigen Pfeilern in fast quadratischer
Aufstellung gestützten Langhause ohne Seitenkapellen, und aus
"j Vgl. des P. Vineenzo Marchese, Memorie dei piü insigni pittori, scultori
ed architetti Dümenicani. 2. Ausg. Firenze 1854. Auch unter den Fran-
eiscanem weist der diesem Orden angehörige Padre Gonzati (la basilica di
S. Antonio di Padova. I. 26. 118. 121.] einige Baumeister nach, indessen
scheinen sie weniger bedeutend und ihre Klöster bedienten sich meistens welt-
licher Architekten. Vgl. Marchese I. p. 108.