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Italienische Gotßhik.
Gewölbfeldern, etwa 40 Fuss breit und 60 Fuss hoch, aus dem,
drei Quadrate haltenden Querschiff, und aus einer flachen Concha.
Bündelpfeiler von je 5 schlanken, verschieden decorirten Säulen
mit Kilospenkapitälen tragen die leicht geschwungenen, aber ziem-
lich derben polygonisch profilirten Gewölbrippen, während die
Wände zwischen ihnen in ihrem oben etwas zurückweichenden
Theile durch ein schlankes zweitheiliges Fenster mit dem aller-
einfachsten Maasswerke , nämlich mit einem in das Bogenfeld
eingeschnittenen Vierblatt belebt sind. Nur die Fenster der Kreuz-
facaden sind viertheilig und mit mehr entwickeltem Maasswerk k).
Den grössten Reiz aber verleiht beiden Kirchen ihre malerische
und farbige Ausstattung. Nichts ist leer, nichts ohne Zusammen-
hang geblieben. Schon an den Säulenschäften wechseln gewun-
dene oder gebrochene Bänder und andere Muster, die Rippen sind
an ihren verschiedenen Flächen abweichend verziert, die Gewölbe-
kappen enthalten, von breiten Arabeskenstreifen umrahmt, einen
blauen gestirnten Grund oder auf demselben noch besondere Ge-
mälde, die Wände zwischen den Gewölbdiensten sind unten tep-
pichartig, dann mit Bildern aus der Legende, endlich neben den
Fenstern mit einzelnen Figuren verziert. Dieser Reichthum far-
bigen Schmucks giebt (abgesehen von der Bedeutung einzelner
Wandgemälde, auf die wir in der Geschichte der Malerei zurück-
kommen werden) dem Ganzen den festlichen und harmonischen
Charakter, der jeden Besucher der Kirche anzieht, ist aber in Be-
ziehung auf die Würdigung des Architektonischen von zvireifel-
haftem Werthe, indem er von der Beachtung der plastischen Form
und der organischen Durchbildung abzieht. Auch haben schon
die Maler sich den Anforderungen der Architektur so Wenig ge-
Ü An einer für vergleichende Studien ausreichenden Publikation fehlt es
auch bei diesem geschichtlich so wichtigen Bauwerke. Gally Knight I1. Taf. 19
und 20 giebt nur Ansichten, und weder die vier Blätter bei Gailhabaud, Monu-
mens Band III., noch die verhältnissmässig zahlreichen Zeichnungen bei Agin-
court Taf. 36 Nro. 39-46, besonders Taf. 37, dann 42, 7 (ein Joch), 68, 36,
70, 19. geben zuverlässige und ausreichende Kunde. Noch weniger Wiebeking
Taf. 51 und 75. Proben der farbigen Decoration bei Gruner, specimens of
ornarnental art. Bei der hier beigefügten kleinen Zeichnung (nach Gailhabaud],
welche nur dazu dienen kann, den Text verständlicher zu machen, ist zu
beachten, dass die Eintheilungen der Wandgemälde darin mit aufgenommen sind.