Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

S. Francesco zu Assisi. 
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Sollte 'man sich nicht zu einem Style hingezogen fühlen, der mit 
der Regelmässigkeit und Ordnung klösterlicher Zucht den Aus- 
druck kühner, himmelwärts strebender Begeisterung verband? 
Dazu kam, dass die Dominicaner lllld Franziscaxier, vermöge des 
bei allen neuen geistlichen Orden wahrnehmbaren Strebens nach 
neuen baulichen Formen, oder in Folge ihrer raschen Verbreitung 
über die nordischen Länder diesen Styl häufig anwendeten. Schon 
das erste grössere Heiligthum dieser Orden, die Kirche des h. Fran- 
ciscus zu Assisi, ging mit ihrem Beispiele voran. 
Im Jahre 1228, bald nach dem Tode und unmittelbar nach 
der Heiligsprechung des Wundermannes, beschlossen seine Jünger 
auf Betreiben des eifrigen Fra Elia, ihm in seinem Geburtsorte 
eine grosse Grabkirche zu errrichten. Man wählte dazu aus einer 
dem Geiste des Ordens entsprechenden Rücksicht eine verrufene 
Stelle, welche früher als Richtstätte gedient hatte und deshalb der 
„Höllenhügel" genannt war, um diesen Collis inferni in einen 
Collis paradisi zu verwandeln. Man berief, wie es in dieser Zeit 
in Italien häufig geschah, die bewährtesten Baumeister, die man 
kannte, um den Bau, dessen Begründung auf dem schwierigen 
Terrain die grösseste Vorsicht erforderte, zu leiten, und gab unter 
den vorgelegten Entwürfen dem eines Deutschen, Namens Jacob, 
von dessen Geschichte wir sonst nichts wissen, den Vorzugt). Er 
war der erste Obermeister, unter seinen italienischen Gehülfen aber 
war ein Jüngling, Philippus de C ampello,welcher späterin den Orden 
t) Der gelehrte Franciseaner Padre Angeli, welchem die Klosterarchive 
zu Gebote standen, nennt in seiner Beschreibung von S. Francesco (Collis 
paradisi amoenitas, 1704), bei dem Namen dieses Jacobus Allemannus den 
Vasari als Quelle (ut refert Georgius Vasari), dessen Autorität bei so ent- 
legenen Dingen und gerade hier sehr gering ist, weil er diesen Deutschen Ja- 
cobus mit einem gewissen Lapo irrig zusammenwirft und mit Arnolfo in eine 
unwahre Verbindung bringt. Allein da P. Angeli nun auch Näheres über 
die Ooncurrenz der Meister und über den im Texte genannten Philipp de Cam- 
pello hinzufügt, was Vasari nicht hat und was sogar mit der Darstellung des- 
selben nicht übereinstimmt, wird man annehmen dürfen, dass er auch andere 
Nachrichten besass und nur zum Uebertluss den Vasari eitirt. Cicognards 
Behauptung (III. p. 178 der Octavausgabe], dass man im übrigen Italien die 
Norditaliener von den See'n am Fusse der Alpen oft Tedeßchi Henne und 
dass Jacobus ein solcher gewesen sein werde, ist völlig grundlosv wie auch 
Ricci a. a. 0. II. 55 zugiebt. 
	        
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