Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

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Italienische 
Architektur. 
zweifeln, dass das Gebäude in der zweiten Hälfte des XII. Jahr- 
hunderts entstanden ist. 
Ein andres Baptisterium von rechtwinkeligem Grundriss, 
das am Dome zu Padua, war auf diese Gestalt schon dadurch 
angewiesen, dass es an andre Gebäude angebaut werden sollte. 
Aber grade diese Beschränkung hat dem Baumeister Veranlas- 
sung zu einer sehr anmuthigen und eigenthümlichen Anlage ge- 
geben. Es besteht aus zwei quadraten- und mit halbkugelförmi- 
gen Kuppeln gedeckten Räumen, von denen der kleinere die 
Altarnische bildet, neben welcher dann zur Erfüllung der Breite 
des Hauptraumes noch auf der einen Seite eine offene, von einer 
Säule gestützte Eingangshalle, auf der andern eine Sakristei an- 
gebracht wurden, so dass nach aussen auch hier alle drei Theile 
in einer Flucht liegen und mit Einschluss jener zierlichen Halle 
ein niedrigeres Nebengebäude bilden, hinter welchem der quadra- 
tische Hauptbau mit seiner Kuppel, beide mit Lisenen und Rund- 
bogenfriesen mässig und anmuthig ausgestattet, emporsteigt. 
Das Gebäude bestand schon 1171, wenn es auch erst viel später 
den Schmuck reicher, das Ganze erfüllender Wandgemälde er- 
hieltr). 
Bedeutender sind die Baptisterieil von C remona und Par- 
ma, beide achteckig, mit hoher steiler Kuppel und auch sonst 
einander ähnlich, jenes 1167, dieses vielleicht zwanzig Jahre spä- 
ter begonnenää).  
1'] Abbildungen bei Lübke a. a. O. S. 138; eine jedoch ungenaue An- 
sicht bei Hope Taf. 8, Muratori, Antichitä Estensi pag. 338 beweist das 
höhere Alter durch eine Chronikenstelle, während Andre die Gründung in 
das Jahr 1260 verlegen wollten. Schon der Styl widerspricht dieser letzten 
Annahme. 
da") Ueber das Baptisterium von Cremcna vergl. Eitelberger in den mittel- 
alterlichen Kunstdenkrn. d. österr. Kaiserstaates II. S. 112 ff., über das von 
Parma Osten a. a. O. Taf. 28-30, Gally Knight II. Taf. 23, Agincourt Taf. 68 
Nro. 24 u. 25, lI-Iope Taf. 7, Wiebeking Taf. 27. Bei Cremona nennt eine von 
Muratori, Rer. Ital. Set. VII. col. 634 (Ricci I. 558 und 619] mitgetheilte 
Chronik das Gründungsjahr und den Erbauer, einen gewissen Teodosio Or- 
laudino. Für Parma giebt man gewöhnlich 1196 als die Zeit der Gründung. 
Allein die Inschrift, auf welche sich diese Annahme stützt, scheint sich nicht 
auf die Gründung des Gebäudes, sondern auf die plastische Ausschmückung 
des Portals zu beziehen, an dessen Querbalken sie angebracht ist. Sie lautet
	        
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