Gewölbebau.
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Cosimaten, aber mit ganz andrer Richtung. Die letzteren sassen
fest an den Quellen antiken, verarbeiteten Marmors , jene andern
aber mussten in der Anwendung aller Materialien geübt sein und
erfrischten ihre Anschauungen durch Wanderungen, die auch Wohl
über die Alpen hinausführten.
Daher war denn auch schon am Schlusse der vorigen Epoche
der Gewölbebau, die nordische Constructionsweise , über die
ganze Lombardei verbreitet. Die Dome von Novara, Modena,
Piacenza, Parma, Cremona, die Kirchen S. Ambrogio in Mailand,
S. Michele und andere in Pavia, S. Antouino in Piacenza u. s. W31"),
sind noch jetzt oder waren ursprünglich alle mit dem Wechsel
stärkerer und schwächerer Gewölbstützen und mit weitgespannten
quadraten _oder Sechstheiligen Gewölben angelegter), und auch
darin nordischen Kirchen verwandt, dass sie Emporen oder Tri-
forien hatten, welche gegen das Mittelschiff anstrebten oder mit
solchen unter den Dächern der Seitenschiffe angelegten Streben
zusammenbingen. Allein ungeachtet dieser Verwandtschaft kam
es doch nicht zu einem festen Systeme; jedes dieser einzelnen
Bauwerke Fängt neue Versuche an und überall drängt sich neben
dem Anlaufe zu constructiver Regelmässigkeit die italienische
Sucht nach individuellen Aeusserungen hervor. Schon bei der Bil-
dung der StützenistdiehöchsteVerschiedenheit. In Piacenza be-
stehen sie in gewaltigen, hohen Rundsäulen, einigermaassen denen
di Modena, tom V. pag. 23 des diplom. Codex]. Und wirklich arbeitete da-
selbst auch nach diesem Anselmus (1209) sein Sohn Ottavio, sein Enkel
Enrico, und noch ein Alberto und Giacomo aus Campilione. Aehnliches er-
giebt folgende Grabschrift im Dome zu Trient: Anno Dei MCCXII hujus
Ecclesie opus incepit, et constrnxit Magister Adam de Arognio Cumanae
Dioceseos ä circuitum ipse, sui filii, inde sui Aplatici (für Aviatici, Enkel,
in der mittelalterlichen Latinität Italiens häufig) cum appendiciis fabri
carunt Cnjus et suae prolis hie snbtus sepulcrum manet.
i") Der Dom von Borgo S. Donnino bei Parma, mehrere Ziegelgewölb-
kirchen, S. Maria Canale zu Tortona, die Kirche von Castiglione, die von Carpi
bei Modena, wahrscheinlich auch der (jetzt veränderte] Dom von Ferrara.
11'] In S. Michele von Pavia lässt die Gestalt der Pfeiler nicht daran
zweifeln, im Dome von Parma aber sind noch jetzt die vermauertelh den
quadraten Gewölben entsprechenden Fenster zu erkennen. Ueber den Dom
von Cremona vergl. die Beschreibung von Eitelberger in den mitielalterl.
Kunstdenkxn. des österr. Kaiserstaates II. S. 93 ff. und Taf- XlX-XXII.