Lombardei.
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rose und einem zweitheiligen obern Fenster ausgestattet ist, be-
weist auch hier, wie diese Brüder trotz der Anhänglichkeit an die
Gebräuche ihres Ordens im Interesse anständiger Einfachheit sich
überall die Laudesformexi anzueignen wussten. Auch die Kloster-
bauten von Fossanova, Casamari und Ferentino in der Sabina,
sämmtlich gegen Ende des XII. oder im Anfange des XIII. Jahr-
hunderts neu erbaut, zeigen diesen französischen Stylit) und selbst
dicht bei Rom trägt die Kirche S. Vincenzo alle tre fontane,
Welche, nachdem sie in die Hände der Cistercienser gekommen
war, 1221 auf 's Neue geweiht wurde, ein fremdes Gepräge, ob-
gleich die klugeu Mönche, sich der Landessitte fügend, hier auf
Gewölbe verzichteten und sogar den Fenstern statt des Glases
nach alterthümlicher Weise durchlöcherte Marmorscheiben gaben.
Da indessen diese Klosterbauten keinen erheblichen Eindruck
machten und wenig oder keine Nachahmung fanden, so dienten
sie nur dazu, die Mannigfaltigkeit stylistischer Mischung zujver-
mehren.
In der Lom bardei hatten schon die antiken Gebäude nicht
ganz denselben Charakter gehabt, wie in jenen südlichen Regio-
nen. Obgleich prachtvoll und grossartig, waren sie doch bei der
Entfernung des Meeres mid der Marmorbrüche von Carrara nicht
so reich mit kostbaren Materialien geschmückt gewesen. Auch
mochten sie durch die häufigeren Kriege mehr zerstört, durch die
dichtere Bevölkerung der Städte früher verbraucht sein. Die Be-
wohner hatten daher bei ihren Bauten schon frühe nicht die ver-
tiihrerische Gelegenheit, sie aus fertigen Fragmenten zusammenzu-
setzen und wurden nicht in dem Grade an das Farbenspiel edler Mar-
morarten, an die Anmuth antiker Decoration gewöhnt. Ihre Bau-
meister waren vielmehr auf Backsteine oder auf das unscheinbare
i") Ricci Stor. dell" Arch. Il. p. 40. Die Kirche von Casamari wurde
1'217 geweiht, die von Fossanova ist im XVII. Jahrh. theiweise modernisirt.
Von beiden bemerkt er, dass sie in einem Style "tendente a1l' arco acuto"
gebaut seien, und von dem dreischiffigen Kapitelsaal (oder Refectorium?) von
Casamari versichert er, er biete alles, was der Spitzbogenstyl an Eleganz und
Solidität leiste. Witte im Kunstbl. 1825 a. a. O. rühmt auch die Kirche als
reizenden Bau nordisch-gothischen Styls. Ich selbst bin leider nicht dahin
gelangt.