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Italienische
Architektur.
den Zwickeln der darunter stehenden Bogenreihe wurzeln. Man
wird diese vereinzelte Erscheinung durch ein Missverständniss
der toscanischen Anordnung erklären müssen. Endlich ist auch
die Faqatle des alten (innerlich modernisirten) D 0 ms von As sisi,
S. Rufino,_zu nennen, welche, noch aus dem XII. Jahrhundert
stammend, drei Portale und eben so viele Rundfenster, auch
eine in den Hauptlinien ziemlich klare, überwiegend horizontale
Anordnung hat, aber dabei mit wilden und bizarren Sculpturen
bedeckt istgc). Charakteristisch und ein Zeichen einer mehr
malerischen als constrnctiven Richtung ist, dass häufig, wie in
den beiden zuletzt genannten Kirchen, die Portale nicht durch
Säulen oder Halbsätxlen gegliedert, sondern von flachen Ornament-
streifen von oben bis unten eingefasst sind.
Alle diese Kirchen sind basilikeilartig, und Gewölbe finden
sich nur in sehr vereinzelten Fällen, gewöhnlich wohl durch
einen fremden Einfluss. Ein solcher, und zwar ein südfranzösi-
scher, scheint auf uns unbekannten Wegen bei der im Jahre 1173
gegründeten Kathedrale von S. Leo im Herzogthum Urbino sich
geltend gemacht zu haben, da sie, die in ihrer Krypta, so wie in
der Concha des Oberbanes gewöhnliche italienisch-romanische
Formen hat, im Langhause mit starken Pfeilern und spitzen
Scheidbögen ein 'l'onnengewölbe trägt w). In vielen Fällen War
es auch hier der Orden der Cistercienser, der seit der Mitte des XII.
Jahrhunderts das Beispiel französischer Formen gab. So in der
Kirche zu Chiaravalle zwischen Ancona und Sinigaglia welche
vielleicht wenige Decennien nach der Gründung (l 173), mit ge-
gliederten Pfeilern, spitzbogigen Arcaden, durchgeführten Kreuz-
gewölben, gleichen rundbogigen Fenstern emporstieg und auch in
der Schmucklosigkeit der Kapitale vollkommen den französischen
und deutschen Kirchen des Ordens aus dieser Zeit entsprichtakßg).
l)ie Facatle, die ächt italienisch nur mit dem Portale, der Fenster-
k) Wiebeking Taf. 76.
M] Gally Knight II. Taf. 10. Kleine Zeichnungen der Oberkirche bei
Agincourt, tab. 36 Nro. 20, 21. Ricci I. 537.
"HÜ Agincourt, Taf. 36, 337525. 42, 5 (ein Joch des Innern) 64, 13.
(Faqade) 68, 33. 70, 10. 11. 73, 17, 31, 41, 43. Ricci in seinem Werke
über die Mark Ancona I. p. 3-1.
der
Oberkirche
bei