Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

Kirchenstaat. 
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antiken Formgedanken aus, weiss sie aber nicht mehr harmonisch 
zu entwickeln und sucht ihnen durch die fremdartigsten Bei- 
mischungen einen Reiz zu geben. Besonders äussert sich ein 
phantastisches Element an der Faoadexlbildung, Während das In- 
nere meist einfach gehalten ist. Gewisse Formen kehren oft wie- 
der; Zwergarcaden, aber mehr blind als offen und durchaus nicht 
in der consequenten Anordnung wie in 'l'oscana, dann die Rosen- 
fenster, aber häufig in wirkungsloser Vermehrung, Rnndbogen- 
friese ohne gleichbleibende Stelle oder Bedeutung. Selbst das 
Verhältniss der Facade zu der Höhe des Innern ist schwankend 
und der bildnerische Trieb durchbricht jede architektonische Ord- 
nung. Ein Beispiel dieser Art giebt die Kirche von S. Pietro 
ausserhalb Spoleto, Wahrscheinlich einige Decennien nach 
einer Zerstörung vom Jahre 1185 erbaut. Horizontale Anord- 
nungen und durchlaufende Lisenen kreuzen sich, und zwischen 
den viereckigen Portalen ist hier eine Fülle von abenteuerlichen 
Sculpturen, Thierkämpfen, fabelhaften oder symbolischen Gestal- 
ten, heiligen Geschichten, theils in Blendarcaden, theils in vier- 
eckigen Feldern, und darüber endlich ein grosses Hufeisenfenster 
nebst andern theils kreis- theils rautenförmigen Fenstern ange- 
brachtic). Die Faeade der Kathedrale hat an dem daselbst noch 
erhaltenen älteren Theile strebepfeilerartige Liscnen, die stumpf 
und ohne Abschluss enden und oben eine grosse spitzbogige 
Nische mit einem Mosaikbild, von dem wir später zu sprechen 
haben ich), die von S. Feliciano von F oligno dagegen über dem 
rundbogigen Portale eine kleine blinde Gallerie, ein Rosenfenster, 
und endlich oben einen rechtwinkeligen, alle drei Schiffe bedecken- 
den Abschluss sie). An S. Ma ria d e ll a Pi azza in Ancona 1-) fin- 
den wir neben einer besseren, den Verhältnissen des lnnern ent- 
sprechenden Form, die Sonderbarkeit, dass die Arcaden, mit wel- 
chen sie von der Kämpferhöhe des Portals an bedekt ist, nicht 
durch Gesimse getrennt sind, sondern mit ihren Säulen immer in 
Ü Gally Knight, Italy, II. Taf. 9. 
"Ü Ruhl, Denkm. der Baukunst in Italien, Taf. 13, Wiebeking Taf. 70. 
m") Ruhl a. a. O. Taf. 1. 
T] Hope a. a. O. Taf. 10. Ricci (I. 614) giebt Inschriften, nach welchen 
die Faqade 1210 decorirt, der Chor im Jahre 1223 erbaut ist.
	        
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