Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

Toscanella 
und 
Corneto. 
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keine Gewölbrippen zu tragen waren, ohne irgend eine Belastung 
bleibt. Sechstheilige Gewölbe können nicht wohl beabsichtigt 
sein, da die Tiefe der Gewölbe ungeachtet der Ueberspannung 
des Zwischenpfeilers bedeutend geringer ist, als die Mittelschiff- 
breite, diese Halbsäulen sind daher nur ein zweckloses Ornament, 
welches die Bedeutung der Gewölbdienste verdunkelt und den 
ohnehin gedrückten Baum nur noch mehr überfüllt. Zu dieser 
Wirkung trägt denn auch die phantastische Ornamentation der 
Kämpfergesimse und Kapitale bei. Alle sind verschieden, die 
Kapitäle der schlankeren, gewölbtragenden Säulen korinthisirend, 
die der Pilaster mit räthselhaften Thiergestalten besetzt, die der 
Halbsäulen endlich würfelförmig oder mit Schlangengewinden 
bedeckt. Das Innere macht hiernach den Eindruck des Nordisch- 
Phantastischen und der Ueberfüllung, das Aeussere dagegen den 
orientalischer Leere. Die Facatle steigt nämlich in ihrer ganzen 
Breite, also auch über den SeitenschiHen, bis zum Dachfirste des 
M ittelschitfes als ungegliederte, rechtwinkelig geschlossene Fläche 
auf, die nur durch drei rundbogige, ziemlich flache und mässig 
verzierte Portale und über dem mittleren statt der sonst üblichen 
grossen Fensterrose durch ein zweitheiliges Rundbogenfenster 
belebt ist. Dass hier wirklich, was bei der Nähe des Meeres 
leicht erklärbar, ein fremder, anscheinend französisch-normanni- 
scher Einfluss eingedrungen, ergiebt auch die Concha von 
S. Giovanni, welche mit einem kräftigen Rippengewölbe ge- 
deckt ist und Spitzbogenfenster hat, die denen von N otre Dame 
von Chälons sehr nahe kommende). Trotz dieser Einmischung 
des Fremden und der sehr unorganischen Mischung der verschie- 
denartigsten Theile, erscheint dann aber schon an jener Haupt- 
kirche von Toscanella, zunächst an gewissen decorativen Theilen, 
an der reich ausgestatteten Kanzel und dem Ciborienaltar, so- 
wie an dem Hauptportale und dem zweitheiligen Fenster der 
Facade (alle von inschriftlich genannten römischen Arbeitern aus- 
geführt), dann aber auch in einzelnen Zügen die natürliche An- 
muth italienischer Formbildung in schönstem Lichtemtt], von der 
Ü S. d. Abbildung, Band V. S. 80. 
 "Ü S. Maria di Castello zu Corneto, die einer sorgfältigen Publication 
würdig Wäre, scheint Ricci nicht einmal dem Namen nach zu keimen, da er
	        
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