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Italienische
Architektur.
die vielen kleinen werthvollen Steine dazu einluden, wurde be-
sonders die musivische Auslegung theils der Fussböden, theils
geeigneter Flächen in ganzen Gebäuden oder in einzelnen deco-
rativeil Werken diejenige Aufgabe, in welcher sich diese römischen
Künstler auszeichneten. Das sogenannte Opus Alexandrinum,
welches die absterbende antike Kunst hinterlassen, war dabei ihr
Vorbild und wurde von ihnen so vortrefflich nachgeahmt und den
Verhältnissen angepasst, dass sie dafür schon vom Ende des
XI. Jahrhunderts an bekannt und auch ausserhalb Roms zuge-
zogen Wurden. Sie fühlten sich daher als römische Künstler im
speciiischen Sinne des Wortes und bezeichnen sich gern auf ihren
Werken als solche Gleich der früheste, dem wir begegnen,
Petrus Oderisius magister Romanus, war weithin verschlagen,
indem er in Mileto im südlichen Calabrien das Grab des 1101
verstorbenen Grafen Roger machte sei-i). Zahlreiche Inschriften
dieser Art finden sich in Rom selbst und in näher gelegenen Ort-
schaften des Kirchenstaates und der Abruzzen. In Rom nennen
sich 1148 am Ciborienaltare von S. Lorenzo f. l. m. vier Brüder,
Söhne des Paulus marmorarius, von denen drei auch an dem zer-
störten Taberilakel von S. Croce vorkamen hüte), in S. Maria di
Castello zu Corneto am Tabernakel 1168 T) ein Johannes und
Guitto, am Ambo 1209 ein Johannes, Guittds Sohn, in der Kathe-
drale von Sutri ein Nicolans mit seinem Sohn 1170, in Alba fu-
"Q Carlo Promis, Notizie epigrafiche degli artisti marmorarii romani.
Torino 1836 enthält eine ziemlich reiche Sammlung solcher Inschriften, welche
aber oft ungenau copirt sind. Berichtigungen, Zusätze und iichtigere Schlüsse
in Beziehung auf den Familienzusammenhang der Meister giebt Gaye im
Kunstbl. 1839. S. 241 H. Aehnliche Notizen von dem bekanntlich frühe ver-
storbenen Historiker Papencordt finden sich, offenbar auch auf Vergleichung
an Ort und Stelle beruhend, handschriftlich in dem Exemplare des Promisl-
sehen Werks der Berliner Bibliothek, und zwar ist zu bemerken, dass beide,
Gaye und Papencordt, in ihren von Promis abweichenden Lesarten fast durch-
gängig übereinstimmen.
W) Gaye a. a. 0.
WW) Papencordt e. a. O. giebt nach Besozzi, Storia della bas. di S. Croce,
Roms. 1750, die Inschrift des bei dem Neubau der Kirche zerstörten Taber-
nakels, worin es heisst; Johannes de Paulo cum fratribus suis Angele et
Sasso hujus op. magistri fuerunt.
1-) Nicht wie Promis (mit Auslassung des: centeno) angiebt 1068.