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Italienische
Architektur.
kreisformigen Umfangsmauer begrenzen zwölf Stützen, acht mäch-
tige Säulen und vier regelmässig dazwischen gestellte viereckige
Pfeiler, einen innern Kreis und tragen vermittelst hochgestelzter
Rundbögen ein zweites durch zwölf Pfeiler gebildetes Stockwerk,
auf dessen Bögen die Kuppel ruht, die nun aber nicht kugelförmige
Gestalt hat, sondern als ein ziemlich steiler Kegel noch 65 Fuss
aufsteigt. Ueber den Kreuzgewölben jenes erwähnten Umganges
liegt eine mit einem Tonnengewölbe gedeckte, hohe Empore, von
welcher auf ihrer innern Seite die hohe und steile Kuppel, auf der
äusseren aber eine zweite kugelförmige Wölbung aufsteigt, welche
sich an die Kuppel anlegt, so dass die ganze Kuppel im Aussenbau,
da jene ansteigende Kugel in ihrer Mitte durch die Kegelgestalt
der innern Kuppel durchbrochen wird und mit derselben ein Gan-
zes bildet, eine fast birnförmige Gestalt erhält. Wahrscheinlich ist
diese sonderbare Anlage indessen nicht dem ersten Baumeister
zuzuschreiben, denn die Spitzgiebel und Maasswerkfenster an
der obern Arcatur verrathen, dass diese Theile frühestens in der
Spätzeit des XIII. Jahrhunderts ihre Vollendung erhalten haben
können. In der Decoration der untern Theile dagegen erkennen
wir den Jünger des Dombaumeisters und den maassvollen Sinn
dieser frühen toscanischen Schule. Die äussere Decoration besteht
nämlich unten aus zwanzig hohen Arcaden von ziemlich stark ans-
ladenden Halbsäulen und etwas überhöhten Rundbögexi, und da-
rüber auf einem nicht ohne antike Reminiscenz gebildeten Hori-
zontalgesimse aus einer Gallerie von ziemlich schlanken freistehen-
den Säulen wiederum mit stark überhöhten Bögen. Wahrschein-
lich sollte diese Gallerie wieder von einem Gesimse geschlossen
werden, während ihr jetzt jene schon erwähnten Spitzgiebel sehr
bizarr und unschön aufgesetzt sind. Alle aus der ersten Bauzeit
herstammenden Theile sind sehr reich und geschmackvoll verziert,
die Wände in weissem Marmor von schwarzen Streifen durch-
zogen, Kapitäle, Bögen, Zwickel, zum Theil selbst die Säulen-
panile, und der spitzbogige achteckige Bau der Kirche wird erst der zweiten
Hälfte des XIII. Jahrhunderts angehören. Die Maasse des Baptisteriums sind:
Innerer Durchmesser des ganzen Gebäudes 96 Fuss, des innern Kreises oder
der Kuppel an ihrem Fusse 57, innere Höhe vom Boden bis zum Gesimse
unter der Kuppel 87 Fuss, der Kuppel 65 Fuss.