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Italienische
Architektur.
in der That ein Fremdling in dieser unruhig-bewegten, kräftigen
Zeit und wurde sehr bald durch eine zweite, ihr verwandte
welcher zwar der "ausgezeichnete Meister, der dies hervorragende Kunstwerk"
machte, nicht, wohl aber die Jahreszahl 1093 ausdrücklich als die des Anfangs
und die Namen dreier Priester genannt sind, deren Fleiss und grosser Arbeit
man das Werk, d. h. doch wohl die zu demselben erforderlichen Summen ver-
danke. (Hoc opus eximii prepollens arte magistri bis novies Iustris annis jam
mille peractis ac tribus est ceptum post natum virgine Verbum. Quod stndio
fratrum summoque labore patratnm Constat Rudolfi Bonizonis presbiterorum
Anselmi Rolandi presbiterique Gerardi etc.) Die Aechtheit der Inschrift ist
so unzweifelhaft und die Uebereinstimmung mit der Facade von S. Miniato so
gross, dass man nothwendig auch diese für ein Werk ungefähr derselben Zeit,
höchstens also vom Anfange des XII. Jahrhunderts, halten muss. Die für
S. Miniato geltend gemachte Jahreszahl 1013, gegen welrhe Burckhardt und
Kugler streiten, ist allerdings nicht auf die Fagade zu beziehen, da sie nur
das Datum einer für einen zu unternehmenden Neubau der Kirche bestimmten
Schenkung Kaiser Heinrichs II. ist, in deren Folge dann erst allmälig der Bau
bis zu diesem äussersten Westende vorgeschritten sein wird. Eben so wenig
maassgebend ist aber die von Kugler und Burckhardt auf die Faeade bezogene
Jahreszahl 1207, welche eine Inschrift im Mosaikfussboden des Schiffes unfern
der Facadenmauer enthält. Denn die noch lesbaren Worte dieser beschädigten
Inschrift deuten darauf hin, dass diese Verschönerung ein ganz unabhängiges,
nach der Vollendung des Gebäudes und namentlich auch des Einganges ge-
stiftetes Werk war: "Elis valvis ante celesti nnmine dante MCCVII. re
Metricus et judex hoc fecit condere Joseph." (Eine dritte Zeile enthält nur
fromme Wünsche für den Stifter.) Diese Jahreszahl ist also gleichgültig und
da bei keinem der andern verwandten Gebäude von antikisirender Tendenz in
und bei Florenz ein andres Datum vorkommt, so wird man sie sämmtlich in
die durch die Facade von Empoli fixirte Zeit bringen müssen. Dass das Datum
von 1293, welches Vasari im Leben des Arnolfo für die gesammte Marmor-
bekleidung des Baptisteriums von Florenz angiebt, irrig sei, indem Arnolfo
nur die bis dahin noch unbekleideten Ecken mit weissem Marmor auslegte, ist
schon von Rumohr und Kugler vermuthet und aus den von den Herausgebern
des Vasari (I. 251] angegebenen Gründen als völlig erwiesen anzunehmen.
Wenn daher Burckhardt a. a. O. die ganze Gruppe dieser verwandten Gebäude
und Ueberreste, welche ein bewusstes Zurürkgreifen auf antike Verhältnisse
zeigen (das Baptisterium, die kleine Basilika SS. Apostoli, dann die Vorhalle
von S. Jacopo sopi" Arno, der Rest der alten Faeade an der Badia auf dem
Wege nach Fiesole, und endlich S. Miniato, wozu auch noch einige Reste an
S. Salvadore, der kleinen Kirche am erzbischöflichen Palast, und an S. Leonardo
bei Florenz gehören) in die Zeit "kurz vor oder um das Jahr 1200" verweist,
so ist das nur dadurch erklärbar, dass er eben Empoli nicht kannte. Kugler
a. a. 0. geht schon etwas weiter zurück, setzt aber doch S. Miniato erst an den