Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

Frühe 
toscanische 
Schule. 
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Regionen oder Schulen, den Kirchenstaat, die Lombardei und 
Toscana. In dem ersten war noch nicht einmal der Anfang einer 
architektonischen N eubildung gemacht. In der L 0 m b a r d e i 
strebte man mit Hülfe fremder Formgedankexi nach einem festern 
Systeme und übte sich im Gewölbebau, in Venedig nach byzan- 
tinischen Vorbildern, in der Lombardei mehr in germanischer 
Weise. In Toscana endlich zeigte sich schon damals die dieser 
Gegend eigenthümliche Feinheit des Sinnes, indem man bei fort- 
dauernder Benutzung antiker Fragmente an den altchristlichen 
Formgedauken nicht bloss festhielt, sondern sie aus der bisheri- 
gen Vernachlässigung herzustellen und neu zu gestalten suchte. 
Es führte dies gegen Ende des XI. und im Anfange des XII. 
Jahrhunderts zur Entstehung zweier verwandter, aber doch ver- 
schiedener Schulen. Die eine, welche ihren Sitz hauptsächlich in 
Florenz hatte, schloss sich unmittelbar nachahmend au die Antike 
an und war dabei in (lecorativer Hinsicht so glücklich, dass manche 
ihrer Arbeiten im feinen Verständniss des antiken Systems und 
in heiterer Anmuth mit der Frührenaissailce des XV. Jahrhun- 
derts wetteifern und Zweifel über die Möglichkeit ihrer Entstehung 
in so früher Zeit erweckt haben. Allein diese zarte WVeise, deren 
höchste Leistung die Facade von S. Miniato al monte ist  War 
Ü Seit ich in Band IV. Abth. 2 S. 192 über diese Kirche sprach, haben 
Burckhardt (Cicerone S. 101, 111) und Kugler (Gesch. d. Bauk. II. 62) sie an 
das Ende des XII. oder den Anfang des XIII. Jahr-h. verweisen wollen, während 
ich durch neue Betrachtung der meisten hieher gehörigen Bauten und durch 
eigne Anschauung der mir früher nur durch Rumohfs Mittheilungen (Ital. 
Forsch. III. 206) bekannten, für das Chronologische entscheidenden Facade 
der Kathedrale von Empoli meine irühere Ueberzeugung befestigt habe. Diese 
Kirche ist im XVI. Jahrhundert wesentlich verändert, indem sie statt der frühem 
dreischiffigen Anlage ein breites SchüT mit kleinen Kapellen erhalten hat, wobei 
denn auch der obere Theil der Facade diesem breiteren Oberschiife angepasst 
werden musste. Doch scheinen auch hier ältere Theile verwendet, und jeden- 
falls ist der untere Theil der alten Facade vollständig erhalten. Er besteht, 
ganz ähnlich wie in S. Miniato, aus fünf Arcaden, von denen jedoch nur die 
mittlere ein Portal enthält, die vier andern aber in schwarzem Marmor auf 
weissem Grunde durch längliche Rechtecke und darüber durch Kreise mit 
Kreuzen verziert sind. Ueber den Bögen läuft ein Gesims mit plastisch hervor- 
tretenden Löwenköpfen von strenger, guter Arbeit, und dann ein breiter Fries 
mit der ausführlichen Inschrift (deren Anfang Rumohr a. a. O. mittheilt), in 
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