Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

626 
Englische 
Kunst. 
ler, welche, wenn sie davon frei geblieben wären, sie überwunden 
haben würden. Im dreizehnten Jahrhundert, wo der Gegensatz 
beider Volksstämme noch grösser war, hatte die Kraft der allge- 
meinen, alle Völker durchdringenden Begeisterung dennoch auch 
die Britten ergriffen. Jetzt aber, wo diese allgemeine Begeisterung 
nachliess und die nationalen Verschiedenheiten überall stärker 
hervortraten und wo gleichzeitig auch die nationale englische 
Denkungsweise sich feststellte, konnten auch die Künstler sich 
ihr nicht mehr entziehen. Sie suchten nach einer Schönheit, 
welche ihr entsprach, und arbeiteten sich in eine Vorliebe für 
abstracte, spröde Formen hinein, welches dann ferner die Folge 
hatte, dass sie, wo sie höhere jugendliche Schönheit oder wär- 
meres Gefühl darstellen wollten, in den abstracten Gegensatz der 
gewöhnlichen Steifheit, in eine übertriebene haltungslose YVeich- 
lichkeit verüelen. Gegensätze gehören zum Wesen der Kunst 
wie des organischen Lebens, hier aber waren sie so weit, so 
spröde gefasst, dass sie zu Widersprüchen wurden, die in der 
begränzten räumlichen Erscheinung nicht mehr gelöst, nicht von 
dem Stylgefühl beherrscht werden konnten, und daher den Sinn 
immermehr an Styllosigkeit gewöhnten. Der künstlerische Beruf 
der Britten wies auf eine andere Kunst hin, welche, indem sie die 
Beweglichkeit des Lebens in sich aufnimmt, jene widerspruchs- 
vollen Gegensätze in ihrer ganzen Herbigkeit ausprägen und in 
einer höheren Einheit versöhnen kann. Dazu gehörten aber noch 
andere Studien, Erfahrungen und Naturbeobachtungen, als sie 
das Mittelalter bot, und für welche erst die weitere Geschichte 
der Nation und die weiteren Fortschritte der europäischen Bil- 
dung die Vorschule werden sollten.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.