Kirchliche
Sculptur.
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schichte schon dieselbe poetische Richtung, welche in Shakes-
peare's Geschichtsbildern ihre Höhe erreichte, und sie hat hier
einen jedenfalls bedeutenden Meister begeistert und über die
Schwächen seiner Zeit erhoben. Aber dennoch zeigen diese Ge-
stalten nicht blos jene specifisch englische Körperbildung, son-
dern auch sonst die Neigung zu schwerfälligen, monotonen For-
men, Welche an anderen gleichzeitigen und selbst früheren Wer-
ken noch viel entschiedener hervortreten. Schon die Reliefs an
den Kapitälen im Octagon von Ely aus der Geschichte der h.
Ethelreda, welche, da dieser Theil des Neubaues 1342 dem Chor-
dienste übergeben wurde, um diese Zeit entstanden sein müssen,
deuten in der steifen Haltung ihrer langgezogenen Gestalten auf
den herannahenden Verfall und die Statuen der eilf norman-
nischen Könige bis zu Eduard IlI., welche an der Fagzade der
Kathedrale von Lincoln kurz vor oder bald nach dem Tode dieses
Monarchen (1377), also etwa gleichzeitig mit den Sculpturen
von Exeter gestiftet wurden, gehören ihm schon so sehr an, dass
wie Cockerell sagt, man im Vergleich mit den Werken vom
Ende des dreizehnten Jahrhunderts nicht begreift, wie dieselbe
Nation in so kurzer Zeit Sinn und Geschmack für Schönheit so
gänzlich verlieren konnte. Allerdings mochte die Wahl des Mei-
sters eine unglückliche gewesen sein, und andere spätere Werke,
z. B. die Königsstatuen am Lettner des Domes von Canterbury,
sind Wieder lebensvoller und erfreulicher, aber im Ganzen war
es für jetzt um die englische Sculptur gethan. Sie hob sich nicht
wieder. Zwar fehlte es nicht an Aufgaben, welche manchen
für Eduard III. und Richard II. erklärt, ist dies wirklich die ihm zukom-
mende Stelle in der Königsreihe. Allein es ist undenkbar sowohl dass man
Heinrich V. in einer zu seiner Zeit längst abgekommenen Rüstung darge-
stellt, als dass man Eduard III. und Richard II. (unter denen wie gesagt
jedenfalls der grösste Theil der Arbeit ausgeführt sein muss) in jene ungün-
stigen Stellen über dem Portale verwiesen habe. Viel wahrscheinlicher
waren diese Stellen auch hier (wie über dem anderen Seitenportale noch
jetzt) ursprünglich gar nicht für Königsbilder benutzt, so dass die Reihe
sie übersprang und nun jenseits dieser Lücke Eduard III. folgte, dem jener
finstere Ritter zur Seite sitzt. Die Halbfigurßn Würden dann SPätQT einge-
sghgbgn Sein, wie augh der Heinrich VL, WGICIIGI die Reihe IJCSOIIIIBSSÜ.
Carter a. a. O. pl. 4-6.