Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

Kirchliche 
Sculptur. 
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also ohne solche Gliederung, nur in horizontalen, für chronolo- 
gische Aufzählung geeigneten Reihen über die obere Fläche der 
Facatle ausbreitete. Die brittischc Sculptur war daher überwie- 
gend auf nationale historische Darstellungen angewiesen, welche 
zwar dem neu erwachten patriotischen Sinne zusagten, aber doch 
nicht eben in die höchsten Regionen der Kunst hinaufführten und 
die künstlerische Freiheit durch Einmischung bürgerlicher Be- 
griffe und Anstandsrücksichten beengten. 
Unter den grösseren Anlagen dieser Epoche ist die Facade 
von Lichfield die früheste, auch zeigen die fünf Statuen im 
Inneren der Vorhalle, die Jungfrau mit zwei weiblichen Heiligen 
und zwei Aposteln, noch den Styl der vorigen Epoche. Von den 
oberen Statuen ist nur die eine kleinere Reihe mit den Königen 
von den puritanischen Bliferern verschont, während die Heiligen 
der übrigen Reihen verschwunden sind. Es ist eine sehr gelun- 
gene, und durch die Mannigfaltigkeit der Stellungen und Trach- 
ten, so wie des charakteristischen Ausdrucks anziehende Arbeit. 
Ein Sachsenkönig blickt, das Kreuz umschlingend, sehnsüchtig 
aufwärts, vielleicht zu seinem früher über ihm in der Heiligen- 
reihe stehenden Bekehrer, andere sitzen in ritterlicher Haltung 
mit übereinander geschlagenen Beinen, Richard Löwenherz steht 
trotzig in voller Rüstung mit der Kreuzesfahne in der Hand, die 
meisten sind paarweise zu einander gewendet wie im Gespräche. 
Jene oben geschilderten nationalen Körperverhältnisse kommen 
hier schon vor, aber noch weniger auffallend. 
Die zweite der erhaltenen grossen Königsreihen befindet 
sich an der vielleicht fünfzig Jahre später gegen Ende der Re- 
gierung Eduarcfs III.  1377) oder in den ersten Jahren seines 
Nachfolgers erbauten Vorhalle der Kathedrale von Exeterü). 
Die Sculpturen bilden hier zwei Reihen, von denen die obere in 
der Mitte die Krönung der Jungfrau zwischen" den 12 Aposteln, 
auf den vortretenden Strebepfeilern die vier Evangelisten, an den 
ü) Cockerell a. a. O. im Appendix S. 27 will die Arbeit erst gegen die 
Mitte des XV. Jahrhunderts setzen; das Gostüm ist indessen das aus der 
Zeit EduarrPs III. Vergl. die Abbildungen in dem Werke der Society of 
Antiquarians, some account of the Cath. of Exeter und bei Carter a. a. O. 
pl. 9 bis 12.
	        
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