Grabmonum ente.
615
frau Maria der Ilelmschmilek des Ritters angebracht, obglgich
seine Zierde in einem Kalbskopf besteht. Geistliches und Welt-
liches mischen sich also hier wie gleichberechtigt und mit auf-
fallender Naivetät. Heilige Gestalten und Geschichten sind über-
haupt auf den englischen Gräbern bei Weitem nicht so häufig
wie auf denen des Continents. Selbst an grosseren Monumenten
fehlen sie und meistens spricht sich eine religiose Beziehung
nur in den gefalteten Händen des Bestatleten aus. Man darf
daraus zwar nicht auf einen Mangel an lüönunigkeit, die in der
englischen NationJgewviss ebenso rege war wie in anderen. Län-
dern, aber wohl auf eine andere Richtung derselben oder doch
ihres künstlerischen Ausdruckes schliessen.
Die Betrachtung eines der ausgezciehnetsten Monumente
dieser Epoche lässt uns diese Richtung näher verstehen. Der
Bestattete ist kein geringerer, als der berühmte Sohn Eduartfs
der schwarze Prinz; sein Grab in der Kanthetlrale von Center-
bury. Auf dem nur mit XVappenschiltlten geschmückten Sarko-
phage ruht die Heldengestalt in voller goldener Rüstung, das
strenge Gesicht ist von der schweren und weiten Halsberge so
eng eingerahmt, dass der Bart der Oberlippe darüber fällt, das
Haupt in der mit einem Krönchen geschmückten Helmhatibe liegt
auf dem grossen 'l'urnierhtrlm. auf welchem der gekrönte Leopard
auf allen Yieren und mit geötfnetem Rachen steht, der VVappen-
rock endlich die breite Brust und die Hüften eng umschliessentl
ist gerade auf der schlanken Taille heraldisch getheilt, so dass
die vValmpen von England und Frankreich, die Lilien auf blauem
und die Leoparden auf rothem Grunde kreuzweise wechseln.
Nur diese VVappen und die Etlelsteine an der Krone und am
Gürtel waren farbig, alles Uebrige, selbst das Gesicht nur ver-
goldet. Die Ausführung ist tadellos, selbst das Gesicht nicht
ohne Ausdruck und die Rüstung so sorgsam behandelt, dass man
alle Einzelheiten erkenntw). Das Bild in seiner knappen Hal-
3'] Der Percyschrein im Münster von Beverley, der sie in grosser Anzahl
enthält, ist eine der wenigen Ausnahmen.
u") Die Scheide des Schwertes ist oben mit gothischen Spitzgiebeln ver-
ziert, gewiss ein Nonplusultra der Verwendung architektonischer Formen
als Schmuck.