Grabmonumente.
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Rücken, Schwert und Dolch an der Seite, oft sogar den Schild
am Arme, stets die Eisenhaube auf dem Kopfe, unter demselben
gewöhnlich den grossen Helm, die Hände zum Gebete auf der
Brust aneinander gefügt, die Beine ganz parallel, die ebenfalls
eisenbekleitleteil Füsse mit starker Biegung der Spitze, etwa wie
im Steigbügel, auf dem Löwen ruhend. Die Gesichtszüge lassen
zwar Versuche der Portraitähnlichkeit erkennen, sind aber sehr
starr. und die Gestalten unterscheiden sich hauptsächlich nur
durch die Details der Rüstung, die wirklich von grössester Man-
nigfaltigkeit und anscheinend gewissenhaft nach dem Leben co-
pirt sind.
Einige vereinzelte Fälle zeigen noch deutlicher eine von un-
serer continentalen ganz abweichende Auflassung. S0 haben die
Gräber zweier Ritter, des Sir Roger de Kerdeston 1337) und
des Sir Oliver lngham (Fl- 1344), beide in der Grafschaft Nor-
folk, jener zu Reepham, dieser zu Iugham, die seltsame Einrich-
tung, dass die Platte, auf der der Körper ruht, nicht wie sonst
glatt, sondern wie aus rohen Feldsteinen bestehend gebildet ist,
worauf sie dann beide noch nach alter Weise in heftiger Bewe-
gung, die linke Hand auf der rechten Schulter, die rechte am
Schwertgrili", daliegen, als wollten sie um sich schlagen oder
wälzten sich in unruhigen lü-äumentk). Dass dies, wie der eng-
lische Berichterstatter glaubt, eine Anspielung auf einen Schiff-
bruch sei, den beide Ritter erlitten und bei dem sie von den Wel-
len auf den harten Boden der Küste geschleudert worden, ist
unwahrscheinlich, und noch weniger darf man an etwas Reli-
giöses, etwa an ein Bussgelübde des Rubens auf so hartem La-
ger, denken. Dem widerspricht nicht nur die so wenig bussfer-
tige Haltung beider Ritter, sondern besonders auch das über dem
Grabe des Ingham angebrachte Gemälde einer Jagd, also einer
Scene ritterlicher Lust. Wahrscheinlich ist es daher, dass auch
dieses Steinbette, wie die bewegte Lage im Allgemeinen, nur die
Absicht hatte, die Ritterlichkeit, und zwar hier als Abhärtung
und kriegerische Gewohnheit, auszudrücken. Dass man indessen
Anspielungen auf einzelne Begebenheiten nicht verschmähete,
beweist eine andere, nach unseren Begriffen ziemlich unpassende
Stothard a. a. O. Taf. 63-67.