604
Englische
Kunst.
Heiligen an den oben erwähnten Kopf des Elihn in dem Wand_
gemälde der Stephanskapelle erinnert. Auch darin unterscheiden
sie sich von den übrigen Figuren, dass während an diesen, selbst
an der grossen Gestalt des Bestatteten, die Zeichnung so einge-
richtet ist, dass sie die Flächen deckt und bricht und einen pla-
stischen Eindruck macht, sie sich hier auf Umrisse beschränkt,
welche den Körper flach lassen. Es ist nicht zn bezweifeln, dass
diese Figuren, wahrscheinlich weil der festläntlische Arbeiter die
englischen Localheiligen nicht kannte, entweder nach englischen
Zeichnungen genau copirt oder gar in England in die dazu offen
gelassenen Plätze hineingravirt sind. Jedenfalls verrathen sie
den Einfluss der Malerschule, die wir in der Stephanskapelle von
Westminster thätig fanden. An den Grabplatten von englischer
Arbeit, welche, wie schon oben erwähnt, immer nur einzelne, in
den Stein eingelegte Stücke des Monumentes bilden, bemerken
wir sehr bald eine gewaltige Abnahme ihres künstlerischen Wer-
thes. Sie sind sämmtlich, wie schon jene beiden Figuren auf der
Platte von St. Atbans, mit sparsameren Umrisslinien und grösse-
ren Flächen, gezeichnet und weit entfernt von der grossen Har__
monie und Schönheit der festländischen Platten; aber die frühe-
ren, etwa bis zur Mitte des vierzehnten Jahrhunderts, haben doch
noch eine energische, elastische Linienführung. Einige, wie z. B_
das Brustbild des Priesters Thomas de Hope zu Kemsing in der
Grafschaft Kent vom Jahre 1320 und die Gestalt eines Geist-
lichen in Oultok, Grafschaft Suffolk, geben in dieser Weise noch
höchst lebendige Portraits , andere, etwas mehr ausgeführte,
hauptsächlich die Grabplatte des Sir Hugh Hastings 1347) in
der Kirche zu Elsyng in Norfolköt), auf die ich in anderer Be-
ziehung noch einmal zurückkommen werde, zeigen die glückliche
Nachahmung jener continentalen Werke durch englische Künstler,
Aber hald nachher ging die ganze Technik augenscheinlich in
handwerksmässige Hände über und verfiel immer mehr. Einige
zeichnen sich wohl noch durch sorgfältige Ausarbeitung des Co-
V) Thomas de Hope bei Boutell, Monumental brasses pag. 21. Der andre
Geistliche bei Gotman mon. "brasses in Norfolk and Suffolk, Vol. II, pl. 3,
der Ritter daselbst V01. I, pl. 1, auch bei Carter a. a. O. pl. 70, 71 und
endlich bei Boutell.