St. Stephan
Zll
Westminster.
597
bei der Bestimmung dieses Gebäudes zum Archiv kaum zugäng-
lich und sichtbar sind. Bemerkenswerth ist, dass darunter die
Cherubim als feuerrothe Gestalten, wie in italienischen Wand-
gemälden, gebildet sind. Andere Malereien in demselben Raume
stehen weit hinter diesen zurück. Dagegen sind die im Jahre
1395 ausgeführten Figuren über dem Grabe König Richards II.
anscheinend von grösserem Werthe, aber auch sehr verblichen.
Ansserdem sind keine erheblichen Wandgemälde auf uns ge-
kommen, obgleich Chaucer solche nach seinen schon angeführten
Versen selbst in den Gemächern gewöhnlicher Edelfrauen vor-
aussetzt und sie also in den Kirchen gewiss nicht gefehlt ha-
ben tk), und die wenigen noch vorhandenen 'l'afelgemälde schei-
nen, obgleich in England, doch nicht von Engländern, sondern
von Italienern aus Giottois Schule gemalt zu seintittb).
Die Ueberreste der Malerei lassen uns daher wohl die Ent-
3') Schwache Ueberreste etwa vom Ende des vierzehnten Jahrhunderts
sind in der Krypta der Kath. von Worcester zu erkennen; ein besser erhal-
tenes Wandgemälde in dem s. g. alten Brauhause daselbst (einem an das
Kapitelhaus anstossenden grossen Raum) gehört erst der zweiten Hälfte des
fünfzehnten an. Eine über dem Grabe des Sir Oliver lngham 1344 in
der gleichnamigen Kirche in der Grafschaft Norfolk zum Theil erhaltene
Malerei einer Jagd ist nur deshalb bemerkenswerth, weil der Maler, obgleich
nicht über die Weise der Miniaturmalerei hinausgehend, sich in offenbar
naturalistischer Absicht bemüht hat, die Bäume verschiedenartig zu gestalten.
Vergl. Stothard monumental eftigies.
M] Dahin gehört das Diptychon mit dem Bilde des noch jugendlichen
Königs Richards II. in der Sammlung des Grafen Pembroke in Wiltonhouse,
welches mithin zwar in England und bald nach 1377 gemalt sein muss,
aber nach Waagen's Urtheil (K. u. K. W. in England II, 282) die Arbeit
eines Italieners ist. Auch das (seines einen Flügels beraubte) Tafelgemälde
mit der Darstellung Christi zwischen zwei Engeln, des h. Petrus und einiger
evangelischen Geschichten, welches im südlichen Chorumgange der West-
minsterkirehe ziemlich schlecht beleuchtet hängt, schien mir italienisch. Die
technischen Gründe, auf welche Eastlake (a. a. O. S. 176) sein vorsichtig
ausgesprochenes Urtheil, dass es „in England" ausgeführt sei, stützt, beziehen
sich hauptsächlich auf die Einrahmung und stehen dem also nicht entgegen,
und wenn Viollet-le-Duc, Dict. du Mobilier, I, 238 es für ein französisches
Werk aus der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts erklärt, so ist das eine
leicht hingeworfene Behauptung. Ein andres Portrait Richards II. in der
Deanery von Westminster (Oarter Specimerls tab. 61] ist augenscheinlich bis
zur Unkenntlichkeit des früheren Zustandes übermalt.