Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

St. Stephan 
Zll 
Westminster. 
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bei der Bestimmung dieses Gebäudes zum Archiv kaum zugäng- 
lich und sichtbar sind. Bemerkenswerth ist, dass darunter die 
Cherubim als feuerrothe Gestalten, wie in italienischen Wand- 
gemälden, gebildet sind. Andere Malereien in demselben Raume 
stehen weit hinter diesen zurück. Dagegen sind die im Jahre 
1395 ausgeführten Figuren über dem Grabe König Richards II. 
anscheinend von grösserem Werthe, aber auch sehr verblichen. 
Ansserdem sind keine erheblichen Wandgemälde auf uns ge- 
kommen, obgleich Chaucer solche nach seinen schon angeführten 
Versen selbst in den Gemächern gewöhnlicher Edelfrauen vor- 
aussetzt und sie also in den Kirchen gewiss nicht gefehlt ha- 
ben tk), und die wenigen noch vorhandenen 'l'afelgemälde schei- 
nen, obgleich in England, doch nicht von Engländern, sondern 
von Italienern aus Giottois Schule gemalt zu seintittb). 
Die Ueberreste der Malerei lassen uns daher wohl die Ent- 
3') Schwache Ueberreste etwa vom Ende des vierzehnten Jahrhunderts 
sind in der Krypta der Kath. von Worcester zu erkennen; ein besser erhal- 
tenes Wandgemälde in dem s. g. alten Brauhause daselbst (einem an das 
Kapitelhaus anstossenden grossen Raum) gehört erst der zweiten Hälfte des 
fünfzehnten an. Eine über dem Grabe des Sir Oliver lngham  1344 in 
der gleichnamigen Kirche in der Grafschaft Norfolk zum Theil erhaltene 
Malerei einer Jagd ist nur deshalb bemerkenswerth, weil der Maler, obgleich 
nicht über die Weise der Miniaturmalerei hinausgehend, sich in offenbar 
naturalistischer Absicht bemüht hat, die Bäume verschiedenartig zu gestalten. 
Vergl. Stothard monumental eftigies. 
M] Dahin gehört das Diptychon mit dem Bilde des noch jugendlichen 
Königs Richards II. in der Sammlung des Grafen Pembroke in Wiltonhouse, 
welches mithin zwar in England und bald nach 1377 gemalt sein muss, 
aber nach Waagen's Urtheil (K. u. K. W. in England II, 282) die Arbeit 
eines Italieners ist. Auch das (seines einen Flügels beraubte) Tafelgemälde 
mit der Darstellung Christi zwischen zwei Engeln, des h. Petrus und einiger 
evangelischen Geschichten, welches im südlichen Chorumgange der West- 
minsterkirehe ziemlich schlecht beleuchtet hängt, schien mir italienisch. Die 
technischen Gründe, auf welche Eastlake (a. a. O. S. 176) sein vorsichtig 
ausgesprochenes Urtheil, dass es „in England" ausgeführt sei, stützt, beziehen 
sich hauptsächlich auf die Einrahmung und stehen dem also nicht entgegen, 
und wenn Viollet-le-Duc, Dict. du Mobilier, I, 238 es für ein französisches 
Werk aus der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts erklärt, so ist das eine 
leicht hingeworfene Behauptung. Ein andres Portrait Richards II. in der 
Deanery von Westminster (Oarter Specimerls tab. 61] ist augenscheinlich bis 
zur Unkenntlichkeit des früheren Zustandes übermalt.
	        
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