Stephan
Zll
Westminster.
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genf-t), welche zum Glücke ziemlich treu zu sein scheinen, uns
statt der Originale dienen müssen. In der 'l'hat geben sie uns
wenigstens von der Zeichnung dieser Künstlerschule ziemlich
befriedigende Anschauungen. Die Gemälde befanden sich in der
oberen Kapelle, also in einem rechtwinkeligen Raume von 86
Fuss Länge, 38 Fuss Weite und 44 Fuss Höhe, welcher auf
jeder Seite durch fünf hohe, im Spitzbogen geschlossene Fenster
beleuchtet und dazwischen von reichem, farbigem Stabwerk be-
deckt war, so dass nur die untere Wand bis zum Anfange der
Fenster für Malereien geeignete und dazu benutzte Flächen dar-
bot. Am östlichen Ende in der Nähe des Altares sah man hier
die Mitglieder der Königlichen Familie, auf der einen Seite den
König eingeführt durch St. Georg und gefolgt von seinen fiinf
Söhnen, auf der anderen die Königin mit drei Töchtern, sämmt-
lieh in gemalter Architektur, und zwar bei den Prinzen so, dass
immer zwei nur durch eine schlanke Säule getrennt in einer be-
sonderen Loge oder Kapelle knieten, deren Hintergrund ein rei-
ches Fenster zeigte, bei den Damen wegen ihrer geringeren Zahl
in etwas anderer Anordnung. Die Prinzen waren sämmtlieh in
voller und gleicher goldener Rüstung, den geschmückten Helm
auf dem Kopfe, bei dem Könige und dem Erstgebornen mit einer
kleinen Krone, im enganliegenden mit Lilien und Leoparden be-
säeten Wappenrocke, mit Arm- und Beinschienen und Schnabel-
schuhen bekleidet. Auch die Prinzessinnen hatten fast gleiche
'l'racht, ein enganliegendes Kleid, die Königin und die älteste
Tochter mit einem Mäntelchen, die beiden jüngeren mit einem
Oberkleide ohne Aermel, alle mit einer dicken Haarflechte auf der
Schulter. Die perspectivische Zeichnung der Architektur ist sehr
unvollkommen, die Haltung der 2 Fuss hohen Figuren überaus
steif, besonders leidet der St. Georg, Welcher, vor dem Könige
kniend, nach ihm zuriickgreift um ihn vorzustellen, an schlimmer
Verrenkung. Von Portraitähnlichkeit ist keine Spur, den König
1) Sorue ar-eount of the eollegian chapel of St. Stephan Westminster
publicated by the soeiety of Antiquarians. Der ersten schon 1795 erschie-
nenen Ausgabe sind dann später (1811) die Stiche nach den im Jahre 18ÜO
von Richard Smirke gemachten Zeichnungen nebst seinen an Ort und Stelle
niedergeschriebenen Bemerkungen über Farbe und Technik hinzugefügt.
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