Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

Langsame 
Verschmelzung. 
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deten Gebetbuchs, das sich jetzt im Besitze des Herzogs von 
Aumale befindet. Das erste dieser Monatsbilder, die ungewöhn- 
licherweise stets die ganze Seite füllen, zeigt die Tafel des Her- 
zogs mit aller Pracht der Geschirre und der wartenden Irlofleute. 
und sogar nach dem später in der Eyck'schen Schule so beliebten 
Motive mit der Aussicht ins Freie und auf ein Turnier, die ande- 
ren sind meistens Landschaften mit der Schilderung aller Jahres- 
zeiten, darunter selbst eine winterliche mit dem Contraste städti- 
scher Bauten gegen die Schneedecke. 
Etwa gleichen Werthes und gleichzeitig ist ein jetzt in der 
kaiserlichen Bibliothek zu Wieniii) bewahrtes, aber durch eine 
Fürstin des habsburgischen Hauses aus Paris mitgebrachtes, und 
ohne Zweifel daselbst und zwar, wie man -aus Bildern und 
bVappeil schliesst, für eine Dame des königlichen Hauses gear- 
beitetes Gebetbuch von grosser Pracht, dessen bessere Bilder 
wieder von einer niederländischen Hand zu sein scheinen. Der 
Realismus ist hier schon so weit getrieben, dass Paulus bei seiner 
Bekehrung nicht mehr wie sonst in antiker 'l'racht., sondern im 
Costüm der Zeit erscheint, und die lieblichen Gestalten der Frauen 
und Engel tragen Züge, welche auf das Lebhafteste an die Schule 
der Brüder van Eyek erinnern, deren erste Arbeiten allerdings 
ungefähr gleichzeitig sein werden. 
Man hat oft nach den Vorbildern und Vorgängern dieser 
berühmten Meister gefragt und sich gewandert, von ihnen in den 
Niederlanden selbst so wenig Spuren zu finden. In der That 
stehen diese zwar von Niederländern, aber in Frankreich ausge- 
führten Miniaturen ihnen näher als irgend ein Werk ihrer Hei- 
math, und es ist nicht unwahrscheinlich, dass dieser ausländische 
Dienst durch die Verbindung französischer Eleganz und Har- 
monie mit niederländischer Naturfrische den Eycks die Motive 
und die Anregung zu ihrer neuen Kunstrichtung gegeben hat. 
Ü Daselbst Nr. 1855, beschrieben von Waagen im D. Kunstbl. 1850. 
S. 306.
	        
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