Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

Langsame 
Verschmelzung. 
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Die glückliche Verschmelzung beider Schnleigenthümlich- 
keiten, die wir in diesem Skizzenbueh bemerken, War indessen 
nicht leicht, und gelang nicht allen Künstlern in gleichbefriedigend er 
Weise. Selbst die Niederländer, obgleich durch den Zeitgeist be- 
günstigt, hatten ihren angestammten aber noch unbestimmten und 
rohen Naturalismus erst. künstlerisch zu durchbilden und weiter zu 
entwickeln, um damit vor dem verwöhnten Auge ihrer französischen 
Gönner zu bestehen. Aber noch schwerer wurde es den franzö- 
sischen Künstlern von ihrer früheren conventionellen Auffassung 
zu tieferem Verständniss der Natur überzugehen. Daher finden 
wir denn anfangs in den Miniaturen noch beide Schulen gesondert. 
vVährentl die Bibel mit den Malereien des Johann von Brügge 
vom Jahre 1371 und die schon erwähnte Ethik des Aristoteles 
vom Jahre 1376 bereits in niederländischer Weise naturalistisch 
gebildete Gestalten, und wenn auch mit schachbrettartiger Luft 
sehr ausgeführte Hintergründe haben, sind zwei andere ebenfalls 
für König Karl V. in den Jahren 1374 und 1379 vollendete Mi- 
niaturwerke, das eine ein Commentar der Messe (Rational des 
divines oftices), das andere eine Allegorie „du roy Modus et de 
la reine Ratiohk), zwar mit dem Pinsel gezeichnet, aber noch 
ganz nach alter französischer Weise mit überzarter Färbung, 
gewnndener Haltung der schlanken Gestalten, völlig typischen 
Bäumen n. s. f. und nur in den burlesken Scenen mit niederländi- 
schen Anklängen ausgeführt. In einem Gebetbuche, welches für 
den Herzog Ludwig von Anjou, König vonNeapel 1390 vollendetöeg) 
war, haben die grösseren, besser ausgeführten Bilder den nieder- 
ländischen Charakter, namentlich weite, gut ausgeführte land- 
schaftliche Hintergründe, die kleinen Vignetten folgen aber ganz 
der französischen Praxis. Aehtllich finden wir in einem Pariser 
Missale, das jetzt. in der Bibliothek zu Heidelberg bewahrt 
 Die meisten aller hier zu erwähnenden Manuscripte sind in der grossen 
Bibliothek zu Paris; ich citire daher bei ihnen nur die Nummern; die der 
beiden obenerwähnten Mss. fr. 7031 und Suppl. fr. 632, 12, bei Waagen 
K. u. K. W. in England etc. III, 334. Ueber die Codices von 1371 und 1376 
Derselbe im Kunstbl. 1852, S. 248. 
u] Mss. lat. n. 127; bei Waagen a. a. O. Bd. IIl nicht erwähnt. Die ln- 
svhrift: Louys Roy (Tllierusalem ä de Sicile duc Danjou 1390, befand 51g], 
zufolge der Notiz eines früheren Bibliofhekars auf dem ursprünglichen Einbande.
	        
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