Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

Miniaturen. 
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Berlin, und verdient um so eher einer näheren Erwähnung, als es 
auch sonst einzig in seiner Art ist. Es ist nämlich ein Skizzen- 
buch eines Malers , das aber nicht etwa aus Papier oder Perga- 
ment, sondern aus einzelnen Ilolztäfelehen besteht, jedes von 
 Zoll Breite und etwa 3th Zoll Höhe. Zwölf solcher Tä- 
felchen sind vorhanden, zehn davon auf zwei Seiten, zwei da- 
gegen nur auf einer Seite bemalt, diese also augenscheinlich zum 
Deckel bestimmt. Diese zweiuittlztvanzig Bilder, alle mit Blei- 
stift gezeichnet und schattirt , aber mit dem Pinsel vollendet, mit 
weissen Lichtern, mit einem Hauch von Färbung an gewissen 
Stellen, etwa auf den leise gerötheten Lippen, auch zuweilen in 
Ileiligenscheinen u. dergl. mit Gold versehen und überhaupt sehr 
zart und sauber ausgeführt, bilden kein zusammenhängendes 
Werk. Zehn derselben enthalten nämlich halbe Figuren und 
selbst blosse Köpfe, und zwar zum Theil ohne Ordnung und 
Zusammenhang über und neben einander gestellt, zum Theil aber 
doch auch schonmit bestimmter Gruppirung, z. B. Christus zwi- 
schen Petrus und Andreas, dann ein Pilger mit. einem Mädchen 
sprechend, also augenscheinlich Studien, deren Benutzung an 
einem anderen Orte erfolgen sollte. Die zwölf anderen sind zwar 
zusammenhängende Compositionen, oft mit sehr ausgeführtem 
landschaftlichen Hintergründe und mit ganzen Figuren von glei- 
cher kleiner Dimension, welche Entwürfe zu ltliuiaturen zu sein 
scheinen, aber sich mit jenen Studien ohne Ordnung mischen und 
jedenfalls unter sich keinen abgeschlossenen Cyklus bilden. Ei- 
nige gehören der Geschichte der Jungfrau und Christi an, indem 
Sie die Verkündigung, die Heimsuchung, die Geisselung, den 
leidenden Christus zwischen Maria und Johannes und die Krö- 
nung Mariä darstellen, allein schon diese Auswahl lässt auf eine 
Unvollständigkeit schliessen, die dadurch noch deutlicher wird, 
dass auf zwei Tafeln drei der Evangelisten, Matthäus, Marcus 
und Lucas schreibend erscheinen, während Johannes als schrei- 
bender Evangelist nicht vorkommt. Von den anderen Bildern 
sind drei legendarischen Inhalts; ein Einsiedler auf dem Hühner- 
hofe seines Häuschens lesend, eine Stadt mit prachtvoller Kirche 
an einem See in gebirgiger Gegend mit. Wallfahrern, welche 
durch die 'l'häler ziehen, endlich Hirten, welche Vieh weiden
	        
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