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Französische
Kunst.
Ob sich diese Begünstigung der Niederländer, die wir in
der Bildhauerei und in den Miniaturen nachweisen können, auch
auf die Werke der höheren Malerei erstreckte, wissen wir nicht
so bestimmt. Andre Beauneveu aus dem Hennegau, das künst-
lerische Factotum (lesunternehmenden Herzogs von Berry, Wwar
zwar Bildhauer und Maler, und es ist nicht unwahrscheinlich,
dass er bei den YVerken, die dieser Herr nach Froissards Zeug-
niss und anderen Nachrichten in seinen Schlössern, besonders in
Vincestre bei Paris (1411) ausführen liess, selbst Hand angelegt
hat, und ebenso kann man vermuthen, dass Johann von Brügge,
da er sich pictor regis nennt, nicht blos Miniaturen für ihn ge_
malt habe. Aber schwerlich genügten die Hände der Nieder-
länder für die umfassenden Arbeiten, von denen wir lesen, auch
lauten die wenigen übrigen Künstlernamen, die uns überliefert
werden, französisch. Bei den Werken, die Karl V. nach seinem
Regierungsantritt im Louvre und im Hötel von St. Paul ausführen
liess, haben wir dies schon früher bemerkt, und bei der maleri-
sehen Ausstattung in seinem Schlosse Val de Rueil, Welche er
1355 noch als Herzog der Normandie anordnete, heisst der Maler,
dem sie für ziemlich hohen Preis übertragen wurde, Jehan Coste,
was jedenfalls nicht niederländisch klingt Unzweifelhaft
glaubt Waagen ihm noch die Bilder eines für König Karl im Jahre 1376 ge-
schriebenen Codex, der Ethik des Aristoteles, ebenfalls im Museum Werstreenen,
zuschreiben zu dürfen. Vergl. D. Kunstbl. 1852, S. 250.
2') Bibliotheque de Peeole des Chartes. V01. I, Serie II, p. 544 und de
Laborde a. a. O. III, Nro. 7286. Es handelte sich darum, einen Saal mit der
Geschichte Caesars und einem Friese von thierischen und menschlichen Ge-
stalten, zwei Kapellen mit heiligen Gegenständen u. a. auszumalen, und war
dafür der Preis auf 600 Moutons (3131 Francs heutiger Münze) festgesetzt.
Bemerkenswerth ist, dass dabei die Anwendung von "feinen Oelfarben" ausbe-
dungen wird, was indessen vielleicht sich nur auf gewisse Theile, etwa auf
Bemalung plastischer Ornamente bezog. Dass die ganze Arbeit nur in der Be-
malung von Sculpturen bestanden habe, wie Crowe und Cavalcaselle, Early
flemish painters, pag. G annehmen, ist bei der Art der Gegenstände nicht
denkbar. Dagegen scheint es, dass Ooste nicht der Eriinder war, sondern der
sogleich zu erwähnende Girart d'Orliens, welcher schon 1344 (vergl. Nro. 5341
a. a. O.) Hofmaler war und auch diesen Contract mit Coste schliesst. Denn
der Auftrag lautet auf Fortsetzung einer begonnenen Arbeit. Coste soll vparfaire
comme est commence", sogar „les visages qui Sont commencies", was denn