unter
burgundischer
Herrschaft.
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Fürsten Weniger günstig, Kopf und Hände sind mit bewunderns-
werther, aber auch etwas pedantischer Naturtreue gebildet. Der
Gewinn, welchen die Kunst im Allgemeinen durch diesen Meister
und seine Richtung erlangte, kann also zweifelhaft erscheinen,
aber die Fortschritte, welche der Naturalismus in den wenigen
Jahren seit Vollendung jener Altarwerke gemacht hatte, sind
gewaltig, und der Eindruck, den dieses Werk auf die Zeitge-
nossen hervorbrachte, muss überaus gross gewesen sein, da
das Denkmal Johann des Furchtlosen, Welches, obgleich er schon
1419 gestorben, im Jahre 1442 noch nicht begonnen und 1461
noch nicht vollendet, also eine ganze Reihe von Jahren jünger
war, im WVesentlichen geradezu eine Nachahmung der Arbeit des
Claux Sluter ist de). Der ausführende Meister dieses zweiten
Denkmals war auffallender Weise ein Spanier Jehan de la Verta,
genannt de liAroca, d. h. aus Aragonien, aber ohne Zweifel eben-
sowohl wie seine beiden französischen Gehülfeil, Jehan de Dro-
gues und Antoine le Mouturier, ein wenigstens mittelbarer Schü-
ler Slutefs, auf dessen Styl sie vollständig eingehen.
Von der Kirche der ehemaligen Karthause ist nur noch das
Portal erhalten, dessen Sculpturen alterthümlicher scheinen als
die des Claux Sluter mit Ausnahme nur der beiden knienden Fi-
guren des Herzogs und seiner Gemahlin, welche als vortreffliche,
sehr ausgeführte Portraitstatuen ihm zugeschrieben werden dürfen.
Wichtiger ist der Ueberrest eines grossen Brunnens, Welcher frü-
her die Mitte des Kreuzganges zierte. Es ist ein sechsseitiger
Pfeiler mit eben so vielen Prophetenstatuen, deren Spruchbänder
auf den Heiland hindeuten und sich auf das Bild des Gekreuzig-
len beziehen, welches früher auf diesem Pfeiler stand, aber in
der Revolution zerstört ist. Diese Propheten sind Moses (nach
i") de Laborde a. a. 0., Vol. I, S. 383, 384. Drei Bildhauer, Guillaume
Anns, Jehan de Cornicke und Anthoine Olerembault (die beiden ersten also
gewiss Niederländer) erhalten 1442 und 1443 Entschädigung dafür, dass sie
einen Alabasterbrueh aufgesucht, pour y trouver ä prendre pierres nöcessaires
pour la säpulture de feu monseigneur le Duc Jehan, cui Dieu pardoint, la-
quelle MDS (Philipp der Gute) a intention de faire faire aux Chartreux lez
Dijon. Vergl. auch de Laborde im Index s. v. Verta. Eine Abbildung des
Denkmals Herzogs Johanns bei du Somärard Part au moyen age, Album,
Serie III, pl. XVII.